reiseleben.at

Der Algonquin Park ist bekannt für seine wunderschönen Seen und Flüsse, die perfekt geeignet sind für eine Kanutour. Nachdem unsere bisher einzige Kanutour ein ziemlicher Reinfall war (Lake Pend Oreille, Idaho, USA), wollen wir dem Paddeln noch eine Chance geben.

Bei den unzähligen Seen und ohne Erfahrung fällt es schwer, eine passende Route zusammenzustellen. Unterstützung bekommen wir auf verschiedenen Websiten, die Beschreibungen von Routen sammeln. Wir werden bei www.algonquinadventures.com fündig. Gordon Gair und Aislynn Shanahan beschreiben eine Route, die uns machbar erscheint: Entry Point # 9 Rock Lake - Rence Lake - Frank Lake - Florence Lake - Lake Louisa - Rock Lake.

Unsere Kanuroute

Route: http://www.algonquinadventures.com/triplogs/GordonGair/GordonGair.htm

Erster Tag: Rock Lake - Pen Lake

Alles, was wir zum Campen benötigen, haben wir selbst mitgebracht. Die Kanu-Ausrüstung leihen wir uns bei Algonquin Outfitters am Oxtonge Lake aus.

Unsere Ausrüstung

Beim Park Office am Rock Lake liegt unsere Reservierung auf und wir bezahlen die Eintritts- und Campinggebühren. Dann parken wir das Auto und lassen das Kanu zu Wasser. Was Paddeln anlangt, sind wir echte Greenhorns. Wir paddeln auf dem fast stehenden Flussarm im Zick-zack-Kurs. Außerdem fahren wir gleich mal in die falsche Richtung, was wir aber dank Garmin recht bald merken. Das Wetter ist herrlich - blauer Himmel, Sonnenschein, angenehme Temperatur. Der leichte Wind formt kleine Wellen am See, die aber das Rudern kaum erschweren.

Am Südende des Sees beginnt unsere erste Portage. Das heißt, wir müssen das Kanu und unsere Ausrüstung ein Stück über Land tragen, um zum nächsten See zu kommen. Wir meistern unsere erste Portage von 375 m sehr gut, indem wir einfach zwei Mal hin und her gehen.

Vollbepackt nehmen wir die Portage in Angriff Sieht leichter aus als es ist

Nun sind wir am Pen Lake, unserem heutigen Etappenziel, angekommen. Wir paddeln nach Süden und legen am Nachmittag an einem Zeltplatz am Ostufer an. Alle Zeltplätze sind deutlich mit einem roten Schild gekennzeichnet. Sie bestehen aus einer Feuerstelle mit Baumstämmen als Sitzgelegenheiten und einem Plumpsklo. Wir haben ein sehr nettes Plätzchen erwischt, mit einem großen Felsen zum Wasser hin, auf dem wir der untergehenden Sonne zusehen können. Wir bauen unser Zelt auf und werfen ein Seil über einen Ast, um später unser Lebensmittelfass in bärensicherer Höhe aufhängen zu können.

Unser Lebensmittelfass in (annähernd) bärensicherer Höhe ;-) Campingplatz am Pen Lake Schöne Aussicht

Von unserem Felsen aus entdecken wir am gegenüberliegenden Ufer drei Elche, die grasend durch die Wasserpflanzen ziehen. Sehr schön! Gegen Abend sehen wir weiter nördlich noch einen Elch.

Unsere ersten Elche !!!

Zweiter Tag: Pen Lake - Welcome Lake - Harry Lake - Rence Lake

Wir schlafen lange und stehen erst um 9 Uhr auf. Es ist recht frisch. Mit dem Gaskocher machen wir Wasser heiß und machen uns Löskaffee und Oatmeal. Leicht zu transportieren, einfach zu kochen, sättigend und überraschend schmackhaft.

Wir rudern am Pen Lake weiter nach Süden bis zu unserer nächsten Portage in den Galipo River (295 m). Nach einem kurzen Stück im Kanu kommt dann die erste lange Portage unseres Trips zum Welcome Lake (2170 m). Wir versuchen, unser Zeug in drei Ladungen aufzuteilen, um den Weg zu optimieren. Wir wollen mit zwei Ladungen bis zur Hälfte gehen, dann geht einer zurück und holt die dritte Ladung, während der andere bis ans Ende der Portage geht, dort umdreht und bei der Hälfte die zweite Ladung übernimmt. Leider funktioniert das nicht ganz so. Weil das Lebensmittelfass zu schwer ist, muss Wolfgang leider öfter gehen.

Der Welcome Lake macht seinem Namen alle Ehre. Am Ende der Portage liegt ein sehr schöner Sandstrand und der spiegelglatte See vor uns. Während Wolfgang die letzte Ladung holt, fängt Judith zu kochen an. Es gibt Instant-Makkaroni mit Käse, so hungrig wie wir sind, schmeckt es sogar einigermaßen.

Wir queren den Welcome Lake, auf dem wir nur wenig Wind haben, und fahren in einen Fluss, der zum Harry Lake führt. Der Fluss ist mit Wasserpflanzen bewachsen und nur ein schmales Band ist freigehalten für das Kanu. Man muss das Kanu sehr genau steuern, was uns als Anfänger nicht immer gelingt. Ein einsamer Kanufahrer kommt uns entgegen. Der erste Mensch seit gestern, dem wir begegnen. Kurz vor dem Harry Lake versperrt uns ein Biberdamm den Weg. Also wieder das Kanu ausräumen, über den Damm tragen und einräumen.

Ein Biberdamm versperrt uns den Weg

Wir durchqueren den Harry Lake und fahren durch einen Fluss in den Rence Lake. Wir räumen ein letztes Mal für heute das Kanu aus und stellen das Zelt auf. Dann stürzen wir uns in die glasklaren Fluten des Rence Lake. Es ist himmlisch. Wir fühlen uns wie neugeboren. Heute genießen wir nur ein kurzes Lagerfeuer und verkriechen uns erschöpft in unsere Schlafsäcke.

Erfrischend! Campingplatz am Rence Lake

Dritter Tag: Rence Lake - Frank Lake - Florence Lake - Lake Louisa

Heute wachen wir früh auf, weil uns alle Knochen weh tun von den gestrigen Strapazen.

Anfangs ist es bewölkt. Während des Frühstücks geht die Sonne auf, über den See zieht der Nebel und die Wolken lösen sich langsam auf. Was für eine herrliche Morgenstimmung.

Bilderbuchstimmung am Rence Lake Frank Lake

Von unserem Campingplatz paddeln wir ein kurzes Stück bis zur ersten, kurzen Portage von 320 m in den Frank Lake. Es geht uns heute sehr gut mit der Portage. Das Fass wird immer leichter, da die Lebensmittel und Biervorräte jeden Tag weniger werden. Das Wasser im Frank Lake ist spiegelglatt. Es ist unglaublich ruhig. Irgendwo im Wald ist ein Specht auf der Suche nach Nahrung. Das Klopfen hallt über den ganzen See. Ansonsten ist nur das leise Plätschern der Paddel im Wasser zu hören.

Lake Louisa

Nach dem Florence Lake kommt die lange Portage des heutigen Tages (1725 m). Wir spüren die Anstrengung der letzten Tage in unseren Gliedern. Dementsprechend langsam geht es voran. Doch wie immer lohnt sich die Mühe. Auch der Lake Louisa ist atemberaubend. Wir paddeln den riesigen, spiegelglatten See nach Norden und suchen uns einen Platz für die Mittagspause.

Nach der Rast paddeln wir am Nordufer entlang. Im Osten des Sees schlagen wir am frühen Nachmittag unser Camp auf. Wir gehen schwimmen, sammeln Holz fürs Lagerfeuer, lesen in unseren Tolinos. Am Lagerfeuer philosophieren wir über die Anstrengungen, die man manchmal im Urlaub auf sich nimmt. In Bezug auf unsere Algonquin-Tour wissen wir, warum: Landschaften, die einer Postkarte entsprungen scheinen, Natur soweit das Auge reicht, bunte Blätter, Wasser, Himmel, und endlose Weite, Weite, Weite.

Mittagspause am Lake Louisa

Vierter Tag: Lake Lousia - Rock Lake

Ein letztes Mal machen wir Wasser fürs Frühstück heiß. Judith geht vor dem Frühstück schwimmen.

Von unserem Camp ist es nur ein kurzes Stück zum östlichen Ende des Sees, wo uns die längste Portage des Kanutrips bevorsteht (2.895 m). Wir kommen gut voran. Es stellt sich eine gewisse Routine ein und das Lebensmittelfass wird auch immer leichter. In 1 ¾ Stunden sind wir mit unseren Sachen am Rock Lake.

Fitzcarraldo :-)

Wir paddeln nach Norden, unserem Ausgangspunkt entgegen. Da dieser Trip nun zu Ende geht, sind wir ein bisschen wehmütig. Auf einer Insel machen wir noch Mittagsrast. Kurz davor bricht plötzlich ein Höllenlärm über uns los. Wir werden von zwei Kampfjets im Tiefflug überflogen. Unglaublich, aber sehr cool.

Nach dem Essen liegen wir noch etwas in der Sonne, bevor wir uns endgültig auf unsere letzte Etappe machen. Am Parkplatz ist viel los. Es ist Freitag Nachmittag und offenbar wollen viele Leute das Wochenende im Park verbringen. Wir sind sehr froh, dass wir wochentags unterwegs waren und ruhige Tage erwischt haben. Die Rückgabe der Ausrüstung ist schnell erledigt. Dann fahren wir weiter nach Osten bis nach Barry’s Bay, wo wir im Pinewood Inn Motel einchecken.