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9. Tag, 26.7.2014: Bill Cody Ranch - Yellowstone NP

Nach einem reichlichen Frühstück nehmen wir Abschied von dieser netten Ranch und fahren Richtung Westen zum Yellowstone NP, den wir kurz nach halb 10 Uhr vormittags erreichen.

Gleich nach dem Gate geht’s bis auf 2600 m auf den Sylvan Pass rauf. Uns fällt auf, dass hier die amerikanische Art des Borkenkäfers ganze Arbeit geleistet hat. Teilweise gibt es weit und breit keinen einzigen lebenden Baum mehr. Es stehen nur noch die geschälten Stämme herum, wie Nadeln, die in den Himmel zeigen. Dazwischen wachsen jedoch die buntesten Alpenblumen. Wir beschließen das Fishing River Visitor Center aufzusuchen und uns zu informieren, wie wir unsere Zeit im Yellowstone am besten nutzen. Eine nette Rangerin erklärt uns, dass wir mit drei vollen Tagen alles in Ruhe besichtigen können und je einen Tag für den nördlichen Loop und einen für den südlichen Loop verwenden sollen.

Upper FallsLower FallsGrand Canyon of Yellowstone

Wir starten mit dem nördlichen Loop, da er uns kürzer erscheint. Die ersten Besichtungsstops sind der Mud Volcano und der Sulphur Caldron. Ein Highlight stellen jedoch die Upper und Lower Falls des Yellowstone Rivers in der Nähe des Canyon Village dar. Zuerst besichtigen wir den South Rim, wo man beide Wasserfälle mit einigem Abstand sieht. Zum Aussichtspunkt für den Lower Fall geht’s 327 Stufen die Schlucht hinunter (150 hm), der Ausblick ist einfach grandios. Nachdem wir wieder beim Auto sind, fahren wir noch zum Artist Point, einem der meistfotografierten Aussichtspunkte des Yellowstone NP. Von dort hat man einen Wahnsinnsblick auf den Lower Fall samt Grand Canyon des Yellowstone.

Da uns der Hunger schon plagt, essen wir in einem Fast Food Laden im Canyon Village, bevor wir uns dem North Rim widmen. Beim Brink of Upper Falls gelangt man direkt bis zur Absturzkante. Gigantische Wassermengen stürzen sich hinab. Beim Brink of Lower Falls herrscht dichtes Verkehrsaufkommen, da knapp neben der Straße drei riesige Elk-Männchen (Hirsche) im Wald rasten und wiederkäuen. Die drei Kerle haben riesige Geweihe, so was haben wir noch nicht gesehen. Stangen so dick wie unsere Arme. Einen identifizieren wir als ungeraden 14er. Nach dieser Sichtung wandern wir nochmals eine ¾ Meile und 180 hm in die Schlucht hinab, um wieder an die Absturzkante des Wasserfalls zu gelangen. Dies ist alles sehr beeindruckend, aber auch zeitaufwändig. Da wir heute noch eine gewaltige Strecke vor uns haben, fahren wir weiter Richtung Norden.

SchwarzbärUnser nächster kurzer Fotostop ist bei einer Felswand, die wie Orgelpfeifen aus unzähligen Basaltsäulen besteht. Danach besichtigen wir noch einen versteinerten Baumstamm. Noch bevor wir zu den Mammoth Hot Springs gelangen, sichten wir unseren ersten Bären. Es handelt sich um einen kleinen Schwarzbären, der aufgrund des Verkehrschaos, das er auslöst, sehr verschreckt ist.

Die Mammoth Hot Springs sind zwar beeindruckend, haben jedoch schon bessere Zeiten gesehen. Leider sind viele Stellen bereits ausgetrocknet. Es gibt jedoch ein paar schöne Stellen, an denen man sich vorstellen kann, wie das früher mal ausgesehen haben muss.

Mammoth Hot SpringsAm Retourweg sehen wir zwei Deer-Böcke. Weiter Richtung Norris sehen wir in einer Ebene eine Herde Tiere, die wir nicht eindeutige identifizieren können. Wir vermuten, dass es sich um eine Herde Elk-Weibchen samt Nachwuchs handelt. Die Tiere sind relativ groß und haben einen dunklen Träger im Vergleich zum restlichen Körper.

In Madison biegen wir ab Richtung West Yellowstone, wo wir gegen 21 Uhr im Holiday Inn einchecken. Das Zimmer ist groß und sehr schön. Danach machen wir uns auf die Suche nach einem Lokal. Wir kehren in einer Pizzeria ein, wo wir Lasagne und Pizza bestellen. Es schmeckt sehr gut und es gibt herrliches Weizenbier. Am Heimweg kaufen wir im nahe gelegenen Supermarkt noch Jause und Frühstück für morgen, da wir auf einem der vielen, netten Picknick-Plätze rasten wollen. Kurz nach Mitternacht fallen wir erledigt ins Bett.

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10. Tag, 27.7.2014: Yellowstone Nationalpark

Um 7 Uhr stehen wir auf, packen zusammen und starten in den NP. Vor dem Gate entsteht schon eine Kolonne und kurz nach dem Gate sehen wir den üblichen Begrüßungs-Bison-Bullen. Uns kommt schön langsam vor, dass jeden Morgen bei jedem Gate ein Bison-Bulle freigelassen wird, damit den NP-Besuchern gleich mal ein Highlight präsentiert werden kann ;-)

Zuerst fahren wir einen kleinen Nebenloop zur Hauptstraße, der uns zu den Firehole Falls führt. Diese Wasserfälle stürzen sich eine malerische Schlucht hinunter. Ein Stück weiter ist sogar ein Badeplatz ausgeschildert. Weiter geht’s zum Lower Geyser Basin (Fountain Paint Pot) wo es entlang von Holzstegen von einem schönen Wasserloch zum anderen geht. Hier spielt es sich total ab, viele asiatische Touristen. Die sind ja der Wahnsinn: Komplett eingehüllt in langärmelige Nylonjacken, mit Mundschutz und Sonnenschilder vorm Gesicht; eine eigenartige Spezies … Ein Stück weiter fahren wir den Firehole Lake Drive, wo es um einiges ruhiger zugeht, da hier keine Busse und RVs fahren dürfen. Hier sind nur einige europäische Touristenfamilien anzutreffen. Auch hier blubbert alles, es raucht und teilweise bekommen wir wieder den Geruch nach faulen Eiern in die Nase, aber bei weitem nicht mehr so heftig wie gestern.

Lower Geyser BasinGrand Prismatic SpringFirehole Lake Drive

Beim Midway Geyser Basin gibt’s als Highlight den Grand Prismatic Spring. Ein riesiges Wasserloch das in den schillerndsten Farben in der prallen Sonne liegt. Teilweise gehen die Wasserlöcher auch über und fließen in den nahe liegenden Firehole River (hier herrscht ausdrückliches Badeverbot).

Da wir heute noch nicht gefrühstückt haben, bekommen wir langsam Hunger. Aber wir wollen zuvor noch die nächsten beiden Aussichtspunkte - Biscuit Basin und Black Sand Basin – besichtigen. Auch die beiden Stops sind sehr sehenswert. Das Frühstück planen wir in der Upper Geyser Basin-Gegend, in der der weltberühmte Old Faithful Geysir auf uns wartet.

Beim Upper Geyser Basin gehen wir gleich Richtung Old Faithful und wie es der Zufall will, ist dieser gerade am Ausbrechen. Da es sich eher um ein kurzes Vergnügen handelt, haben wir das gar nicht so richtig realisiert. Der Hunger plagt uns, denn aus unserem Frühstück ist ein Brunch geworden und wir verspeisen gleich auch das Mittagessen in einer nahen Picknick-Area (Kaffee, Schinken-Käse-Sandwiches und Kuchen).

Riverside GeyserMorning Glory PoolGrand Geyser

Wir beschließen nach unserem Picknick zuerst mal ins Visitor Center zu gehen um uns nach den aktuellen Ausbruchszeiten der Geysire zu erkundigen. Wir legen uns einen Wanderplan zurecht, um die Highlights zu sehen. Beim Daisy Geyser sind wir leider nicht erfolgreich, da wir nicht die ganze Toleranzzeit abwarten wollen, weil wir lieber den Riverside Geysir sehen wollen, da dieser als sehr pittoresk beschrieben ist. Die Ausbruchszeit ist mit 13.34 Uhr angegeben +/- 30 Minuten. Wir sind also kurz nach 13 Uhr dort und sitzen erste Reihe fußfrei in der prallen Sonne, die uns mit voller Wucht ins Genick scheint. Noch dazu hat dieser Geysir fast die ganzen 30 Minuten Verspätung, aber dafür ist dieser Ausbruch ein Wahnsinn. Ein tolles Erlebnis.

Der Morning Glory Pool ist nicht mehr weit. Auch wenn die verrückten Touristen ihn bereits beschädigt haben, ist er immer noch sehenswert.

Danach machen wir uns mit flottem Schritt auf zum Grand Geyser - dem größten vorhersehbaren Geysir der Welt. Laut Plan soll er um 15.30 Uhr ausbrechen, jedoch mit einer Toleranzzeit von +/- 90 Minuten. Puhhh, auch hier sitzen wir wieder in der prallen Sonne. Dieser ist zum Glück etwas pünktlicher als der vorige. Und es ist der Hammer!!! Die Wasserfontäne spritzt bis zu 60 m in die Höhe und der Wasserdampf reicht noch viel höher in den Himmel. Alle Zuschauer sind begeistert und es gibt nach seinem Versiegen sogar spontanen Applaus.

Old FaithfulWir suchen komplett verbrannt und ausgedörrt einen Shop und leeren eine große Flasche Gatorade und einen Liter Mineral. Bis zum nächsten Ausbruch des Old Faithful ist noch eine gute Stunde, Zeit genug, um den Geyser Hill zu umrunden.

Kurz nach 17 Uhr begeben wir uns zum Old Faithful, wo bereits hunderte Besucher Platz genommen haben. Er soll um 17:32 Uhr ausbrechen, aber bis auf ein paar magere Spritzer kommt nichts. Wir scherzen bereits, dass wir nun Zeuge eines historisch denkwürdigen Moments werden, da der Old Faithful nun versiegt ;-) Im gleichen Moment legen alle größeren Geysire in der Umgebung los. Da wird für den guten alten Faithful wohl kein Wasser und kein Druck mehr übrig geblieben sein. Erst als sich die Umgebung beruhigt, gibt sich auch er die Ehre. Diese dauert aber wieder kaum 4 Minuten. Danach stürmen die Massen zum Parkplatz. Wir natürlich hinterher.

Da wir beide ziemlich gegrillt aussehen, machen wir nur noch einen kurzen Halt im Old Faithful Inn Hotel mit seiner beeindruckende Lobby, und begeben uns dann auf den Retourweg nach West Yellowstone - unsere Basisstation.

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11. Tag, 28.7.2014: Yellowstone NP - Grand Teton NP

Heute nehmen wir uns aus der Hotellobby einen Take-away Kaffee mit ins Auto, damit wir nicht so bald wie gestern den Frühstückshunger verspüren. Da es heute stark bewölkt und ziemlich frisch ist, tut ein heißer Kaffee sehr gut. Wir fahren also wieder Richtung West-Gate des Yellowstone, wollen aber heute keine Geysire mehr anschauen, sondern nach Wildtieren Ausschau halten und dazu in den Grand Teton NP fahren.

Bei einer Ausweiche stehen viele Leute und wir biegen auch ab. Eine Frau erzählt uns, dass sie ein Rudel Wölfe gesehen hätten, diese aber jetzt im Gebüsch verschwunden sind. Wolfgang sucht mit seinem neuen Fernglas die Uferböschung ab und sieht tatsächlich noch einen umherhuschen, aber nach ein paar Sekunden ist er leider verschwunden. Weiter geht’s vorbei an den Geysir-Feldern, die wir gestern alle ausführlich besichtigt haben, auch den Old Faithful lassen wir links liegen. Wir fahren über Grant Village Richtung Süden zum South-Gate des Yellowstone NP. Dabei überquert man insgesamt drei Mal die kontinentale Wasserscheide.

Mount MoranGegen halb 11 Uhr erreichen wir den Grand Teton NP und Wolfgang besorgt in einer Info-Ausweiche eine Landkarte. Ein Stück südlich erreichen wir den Jackson Lake, wo wir beim Lake View Picknick Site unsere Frühstückspause einlegen. Wir machen uns Salami-Käse-Brote mit Tomate und Kaffee. Sehr lecker. Die Landschaft erinnert uns an das Salzkammergut: wir fühlen uns wie in Traunkirchen mit Blick auf den Traunsee samt Traunstein. Nach dem Frühstück fahren wir nicht den Highway, sondern die westlich verlaufende Strecke über den Jenny Lake. Am dortigen Aussichtspunkt wimmelt es von Touristen die alle komplett hin und weg sind. Wir haben wieder einen passenden Vergleich mit daheim: wie am Hallstätter See. In einer Siedlung namens Moose besichtigen wir das kleine Kirchlein, das hinter dem Altar ein richtiges Panoramafenster mit Blick auf den Grand Teton (4.197m) hat. Ob sich bei dem Ausblick die Schäflein auf die Worte des Pfarrers konzentrieren können?

JacksonEs ist kurz vor 13 Uhr und da wir um diese Zeit noch nicht retour fahren wollen, da erfahrungsgemäß das Wild erst gegen Abend auszieht, beschließen wir ins nahe gelegene Jackson zu fahren. Im dortigen Visitor Center besorgen wir uns einen Stadtplan, der jedoch für dieses kleine Nest fast überflüssig ist. Wir parken auf einem Besucherparkplatz und spazieren ins Stadtzentrum mit einem netten Park. An allen vier Eingängen zum Park stehen riesige Bögen aus Elk-Abwurfstangen. Das müssen hunderte sein - pro Bogen. Der Park ist sehr nett angelegt. Das ganze Dorf ist sehr nett, auch wenn es touristisch ist, aber es hat Stil. Mit seinen hölzernen Gehsteigen und blumengeschmückten Geschäften, dazwischen Galerien und Schmuckläden. Im Hintergrund sieht man an den Berghängen die Pisten und Liftanlagen für den Winter. Wir bummeln durch den Ort und machen im Park auf einer Bank eine kurze Pause. Rundherum ziehen dicke schwarze Wolken auf und wir machen uns auf den Rückweg zum Auto.

Wir beschließen den Retourweg bis Moose über Teton Village zu nehmen. Ein kleines Stück ist nicht asphaltiert, aber es geht gut. Leider haben wir keine Sichtungen. Kurz vor Moose ist ein Parkplatz mit Ausblick in einen kleinen Tümpel und viel Gras herum. Eine Tafel erklärt, dass das hier perfektes Moose-Habitat ist. Erst kurz vor unserem Eintreffen war ein Muttertier mit Kalb da. Wir bleiben noch etwas und fahren dann Richtung Hauptstraße.

Wir klappern alle Aussichtspunkte ab, die Moose-Sichtungen versprechen. Sie liegen alle entlang der Hauptstraße. Zuerst halten wir am Blacktail Ponds Overlook, dann am Snake River Overlook, und schließlich den Elk Ranch Flats Turnout, aber die Landschaft ist wie leergefegt. Eine gute Gegend soll die Strecke zwischen Moran Junction und Colter Bay Village sein, insbesondere der Oxbow Bend Turnout und der Willow Flats Overlook. Also fahren wir dort hin. Es stehen schon einige Autos hier und die Leute suchen die Gegend mit den Ferngläsern ab. Wir tun es ihnen nach, aber ohne Erfolg. Auf der Suche nach Wild pendeln wir zwischen den beiden Punkten hin und her. Wir machen auch einen Abstecher zur Cattleman’s Bridge Site, einer idyllischen Stelle am Fluss. Schließlich geben wir auf und beenden die Suche mit einem Sundowner am Oxbow Bend Turnout.

Grizzly Alarm!Kurz nach 19 Uhr begeben wir uns endgültig auf den Heimweg. Etwas enttäuscht, dass wir keinen Elch gesehen haben. Beim South-Entrance Gate in den Yellowstone NP ist kein Ranger mehr und wir fahren durch. Wir fahren jedoch nicht weit, da legt Wolfgang eine Vollbremsung hin: Grizzly Alarm!!! Gleich links im Straßengraben bearbeitet ein stattlicher Grizzly einen umgefallenen Baumstamm. Er bricht ihn mit seinen langen Klauen auf, dass es nur so kracht. Leider checkt der Gegenverkehr die Bärensichtung nicht gleich und es düsen zwei Autos mit voller Geschwindigkeit vorbei. Das erschreckt ihn und er verzieht sich weiter in den Wald. Wir können aber trotzdem noch etwas von ihm sehen. Ein kurzes Stück weiter vor uns ist eine Ausweiche, in der wir umdrehen, damit wir ihm nochmals näher kommen können. Er kommt uns ein Stück entgegen, bevor er sich endgültig ins Gebüsch verzieht. Wow … das ist eine Sichtung. Jetzt wurden wir für die Elch-Enttäuschung mit einem Grizzly belohnt. Wir sind begeistert.

Es dämmert bereits und als wir gegen 21 Uhr im Grant Village ein Lokal für das Abendessen suchen, ist es bereits stockdunkel. Im Lake House at Grant kehren wir auf einen Wild-Meatloaf mit Kartoffelpürree und Spinat ein. Das Lokal macht zwar recht auf Schicki-Micki, aber nach österreichischem Standard ist es doch nur ein normales Lokal. Wir tigern uns voll und fahren um 22 Uhr weiter, da wir noch einen langen Weg bis West Yellowstone haben. Es ist nicht einfach in stockdunkler Nacht durch den NP zu fahren, da man erstens auf eventuell auftauchende Tiere acht geben muss und das Fernlicht beim Auto den Namen nicht verdient. Wir stellen fest, dass für diese Uhrzeit sehr viel Verkehr ist. Was die alle noch auf der Straße tun? Ab Old Faithful beginnt es dann auch noch zu regnen. Laut Navi ist unsere Ankunftszeit beim Hotel 23.10 Uhr.

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