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In den Iran darf kein Schweinefleisch und kein Alkohol eingeführt werden, daher haben wir in den letzten Tagen die entsprechenden Vorräte verbraucht.

Wir entscheiden uns für einen kleinen Grenzübergang bei Kapiköy, weil wir hoffen, dass dort weniger los ist und die Abwicklung der Grenzformalitäten daher schneller geht.

Kurz vor dem Grenzübergang in den Iran

Als wir die Grenze erreichen, verfahren wir uns fast, da hier alles eine große Baustelle ist. Sämtliche Grenzgebäude werden neu und größer gebaut. Bis zur Fertigstellung schlängeln sich die Autos über eine schmale Schotterstraße, an der unzählige Minibusse parken, die auf Passagiere von der anderen Seite der Grenze warten. Wir fahren daran vorbei bis zu einem Tor. Erst als wir aussteigen und anzeigen, dass wir in den Iran wollen, wird das Tor geöffnet und wir können hineinfahren. Der ganze Grenzbereich ist abgeschlossen und das ist gar nicht so schlecht, denn dann hat man Ruhe vor irgendwelchen Schleppern. Der provisorische Grenzübergang ist gerade mal groß genug, dass ein PKW oder allenfalls ein Minibus durchkommt und die Büros sind in Wellblechhütten untergebracht. Zum Glück ist der Großteil der Fahrspur überdacht, denn es beginnt bald zur regnen.

Bei der Passkontrolle zur Ausreise aus der Türkei lernen wir ein paar junge Iraner kennen, die von einer Auslandsreise zurückfahren. Sie geben uns ein paar nützliche Infos und sogar ihre Telefonnummer, falls wir einmal Hilfe brauchen. Der Grenzbeamte bei der Passkontrolle will das türkische e-Visum sehen; gut dass wir es ausgedruckt haben. Bei der Zollkontrolle wird bereits das Carnet de passage geprüft, das wir für den Iran benötigen. Sowohl die Passkontrolle als auch die Zollkontrolle auf türkischer Seite gehen recht schnell, wir brauchen kaum eine halbe Stunde.

Dann fahren wir ein Stück weiter zur Iranischen Seite. Dort tut sich mal eine Zeit lang gar nichts. Das Auto vor uns ist durch ein Tor auf die Iranische Seite gefahren und wird dort von Soldaten oberflächlich durchsucht. Vor uns bleibt das Tor geschlossen. Nach einiger Zeit steigt Wolfgang aus dem Auto aus und in diesem Moment geht’s auch schon weiter. Ein Soldat begrüßt ihn gleich mit „Welcome“, reicht ihm die Hand und macht Smalltalk. Judith ist die Fahrerin (weil sie im Carnet eingetragen ist) und daher beaufsichtigt sie die Durchsuchung, die auch bei uns eher oberflächlich ausfällt. Nur der Kühlschrank und ein paar Kästen werden geöffnet. Dann stellt sich Wolfgang bei der Passkontrolle an, die bei Iranern schnell erledigt ist, bei Ausländern jedoch sehr lange dauert. Es muss alles händisch in den Computer eingegeben werden. Judith ist inzwischen mit dem Auto ein paar Meter weitergefahren und muss ebenfalls persönlich zur Passkontrolle, während Wolfgang mit einem Zöllner in Zivilkleidung in eine andere Wellblechhütte geht, wo das Carnet de passage ausgefüllt wird. Dort brauchen wir dann noch den gestempelten Pass von Judith und dann geht’s recht schnell. Der Zöllner gibt dem Soldaten am Tor einen Laufzettel und schon geht das Tor auf. Willkommen im Iran!

Insgesamt haben wir etwa 1,5 Stunden gebraucht, was eine sehr gute Zeit ist. Aufgrund der Zeitverschiebung von 1,5 Stunden ist es trotzdem schon mitten am Nachmittag.

Die KFZ-Versicherung ist an der Grenze kein Thema. Wir finden auch kein Versicherungsbüro – zumindest können wir nichts Diesbezügliches lesen, und so besorgen wir sie uns erst in Tabriz. Gemeinsam mit einem Iraner, der uns am Campingplatz seine Dienste angeboten hat, fahren wir zum Versicherungsbüro. Wir füllen dort ein zweisprachiges Formular (Farsi und Englisch) aus und dann heißt es warten. Irgendetwas funktioniert nicht und sie schieben die Schuld auf die Hauptstadt, Teheran, die sich immer wieder neue Regeln einfallen lässt. Während wir warten, bekommen wir Tee serviert. Die Versicherungsprämie (rund IRR 3.500.000 für zwei Monate) muss mit einer Bankkarte bezahlt werden. Da wir natürlich keine Bankkarte haben, hilft der Vice Manager der Versicherung aus und wir geben ihm den Betrag in bar retour. Keiner der Angestellten kann Englisch, alleine wäre die Beschaffung der Versicherung wahrscheinlich kaum zu bewältigen gewesen. An den großen Grenzübergängen gibt es Versicherungsbüros, dort geht es wahrscheinlich auch ohne Hilfe.

Als nächstes besorgen wir uns eine Simkarte von IranCell MTN. Gemeinsam mit Reza, dem Iraner, bekommen wir die Simkarte problemlos. Binnen weniger Minuten ist sie aktiv und wir bekommen unzählige Begrüßungs-SMS, die wir nicht lesen können. Als wir es am Vortag in einem anderen Shop alleine versucht haben, wurde uns die Simkarte verweigert. Scheinbar werden für Touristen keine Simkarten mehr ausgestellt.

Das Geldwechseln geht dagegen ganz problemlos, zum Beispiel im Grand Bazaar von Tabriz. Die Ecke Darayi Xiyavani/Jomhoori Eslami Street, wo die Geldwechsler sind, ist sofort daran zu erkennen, dass viele Männer mit dicken Plastiksäcken (voller Geldscheine) herumstehen und „Money change?“ fragen. Wolfgang geht in einen Laden, der früher offensichtlich einmal Münzen verkauft hat. In der Auslage sind aber inzwischen nur mehr leere Etuis ausgestellt und es wird nur noch Geld gewechselt. Wir bekommen einen vernünftigen Kurs (1 USD = 6.000 Toman = 60.000 Rial), der deutlich über dem offiziellen Bankkurs (42.000 Rial) liegt.