reiseleben.at

In Esfahan füllen wir unsere Wasserkanister bis ganz oben an und decken uns in dem großen Supermarkt mit Vorräten ein, bevor es in die Wüste geht.

Die Strecke führt ziemlich geradeaus. Links und rechts nichts als trockene, staubige Steinwüste.

Auch in der Wüste gibt es Wildwechsel Dieses Kamel hat es nicht über die Straße geschafft

Die erste Nacht verbringen wir auf offenem Feld. Die Ebene ist über viele Kilometer flach, kein Hügel, kein Baum und kein Strauch behindert die Sicht. Nur neben der Straße ist ein Wall aufgeschüttet, um das Asphaltband vor Unterspülung zu sichern. Uns bietet er ein wenig Sichtschutz. In der Näher führt eine Eisenbahnlinie vorbei. Das Licht des Zugs ist schon eine halbe Stunde lang sichtbar, bevor der Zug an uns vorbei fährt.

Stellplatz in der Wüste

Am nächsten Tag fahren wir nach Garmeh, einer Dattelpalmenoase. Die Straße dorthin führt schnurgerade durch die Wüste, nur wenn ein hoher Berg im Weg steht, macht die Straße eine Kurve.

In Garmeh rät uns die Besitzerin des Guesthouse, auf dem Platz neben dem Palmenhain stehen zu bleiben. Gleich daneben befindet sich ein öffentliches WC. Den Nachmittag verbringen wir im Schatten der Markise und kühlen uns mit Wasser. Judith macht den Schal nass und freut sich das erste Mal darüber, dass sie das Ding hat. Eine Hündin schleicht sich an uns heran. Sie ist offenbar sehr durstig und wir geben ihr aus unserem Schaffel zu trinken. Ab diesem Moment weicht sie uns nicht mehr von der Seite. Selbst in der Nacht liegt sie neben dem Auto und „bewacht“ uns.

Am Nachmittag trifft ein Unimog mit einem belgischen Ehepaar, Sophie und Arno, ein (manten-en-kalle.be). Sie übernachten bei der Quelle, die etwas oberhalb des Dorfes liegt.

Abends findet in der Nähe eine Iftar-Veranstaltung statt und aus allen Richtungen kommen die Leute zusammen. Ein Junge bringt uns zwei Teller mit einer kleinen Jause und gibt sie uns mit den Worten „For break fast.“ Wir sind überrascht und dankbar, da ist er auch schon wieder verschwunden. Um 21 Uhr zerstreuen sich die Leute und es wird ruhig. Als wir ins Bett gehen, sind wir guter Dinge, eine ruhige Nacht vor uns zu haben. Doch um 23 Uhr beginnen ein paar junge Männer in der Nähe eine Shisha-Party, die bis 2 Uhr Früh dauert.

Geschenkte Jause zum Iftar

Am nächsten Morgen fahren wir zur Quelle hinauf. Dort treffen wir das belgische Paar und wir plaudern unter unsere Markise bei einem gemütlichen Mittagskaffee. Am Nachmittag widmen wir uns jeweils unserer Wäsche (auch sie haben gerade erst ein Wäschefass gekauft und ausprobiert).

Wasserquelle in Garmeh Unser Elefant neben dem belgischen Unimog

Als es dunkel wird, verschwinden die Fliegen, dafür kommen die Gelsen. Unser Mückenschutz hilft ein bisschen, aber ein paar Stiche bekommen wir trotzdem.

Wir genießen den Sternenhimmel. Als der Mond im Zenit steht, beginnen ringsum Tiere zu heulen. Wir vermuten, dass es Hunde sind. Die Belgier haben am Vorabend ein Tier gesehen und meinen, es hätte die Größe einer Katze gehabt mit einem buschigen Schweif, also vermutlich ein Fuchs. Wir hören sie aber nur aus der Ferne. (Nachtrag: eine Woche später haben wir die heulenden Tiere gesehen. Es waren iranische Grauwölfe).

Am nächsten Tag verlassen wir Garmeh. Wir fahren noch durch den kleinen Nachbarort. Dort werden werden Granatäpfel gezogen.

Granatäpfelplantage in der Wüste Dorfschule

Der nächste größere Ort ist Bayazeh, dort gehen wir einkaufen. Im Ort treffen wir eine Gruppe Iraner, die auf einem Betriebsausflug sind. Sie sind uns schon in Garmeh begegnet und es gibt gleich ein großes Hallo. Sie raten uns, das Castle von Bayazeh zu besichtigen. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Das Castle steht mitten im Ort und diente über Jahrhunderte hinweg dem Schutz der Bevölkerung. Man vermutet, dass das erste Castle schon vor 2.500 Jahren hier stand. Das Gebäude, wie wir es heute sehen, ist vollständig aus Lehmziegel erbaut und geht auf die Sassanidenzeit zurück (224-651 nC.hr.). Man geht davon aus, dass das Castle auch ein Stützpunkt von Hassan Sabbahs Gefolgsleuten war, dem auch Alamut Castle gehörte.

Das Castle hatte ursprünglich über 700 Zimmer und 7 Stockwerke, heute stehen noch ca 300 Räume und 6 Stockwerke. Noch heute gehört jeder Raum einer Familie, die darin bei Bedarf Schutz suchen könnte. Zum Castle gehört natürlich ein eigener Wasserzugang und ein Fluchtweg, der unterirdisch acht Kilometer hinaus in die Wüste führt. Über diesen Weg konnten bei einer Belagerung wichtige Güter oder Hilfe herbeigeschafft werden. Für Verteidigungszwecke wurde das Castle das letzte Mal Anfang des 20. Jahrhunderts genutzt, als ein Rebell namens Hossein Kashi in der Gegend sein Unwesen trieb. Danach wurde es nur mehr als Lagerraum verwendet. Seit ein paar Jahren bietet die Dorfbevölkerung Führungen an und restauriert das Castle Stück für Stück, damit es nicht verloren geht, wie in vielen anderen Oasen im Iran.

Im Castle von Bayazeh Im Castle von Bayazeh

Am Nachmittag taucht neben der Straße eine alte Karawanserei auf, bei der wir heute übernachten. Das Gebäude sieht so aus, als wäre es vor nicht zu langer Zeit renoviert worden, verfällt aber schon wieder. Lehmbauten benötigen eben laufende Wartung, sonst verwandeln sie sich bald in ein Häufchen Lehm. Wir parken das Auto im Hof der Karawanserei und machen es uns gemütlich.

Abendstimmung in der Karawanserei

Gegen 18 Uhr fährt ein Moped herein. Der junge Fahrer spricht nur Farsi, raucht eine Zigarette und fährt wieder. Den Abend verbringen wir alleine unter dem Sternenhimmel. Erst kurz vor Sonnenaufgang kühlt es etwas ab.

Unsere Reise führt weiter durch die Wüste. Entlang der Straße fallen uns kleine, runde Gebäude auf. Bei einem bleiben wir stehen und sehen es uns genauer an. Wir vermuten, dass es sich um ein altes Wasserreservoir handelt, das aber außer Betrieb ist (die Stiege ist zugemauert). Als wir zum Auto zurückgehen, bremst ein Sattelschlepper und schiebt zu unserem Parkplatz zurück. Der Fahrer steigt aus, spricht uns auf Farsi an und wir geben ihm zu verstehen, dass wir nix verstehen. Er geht zurück zum Fahrerhaus und bringt uns ein paar Marillen. Kaum haben wir sie in der Hand, geht er zum Anhänger nach hinten und kommt mit zwei Chips-Packungen zurück, die er uns ebenfalls schenkt. Dann machen wir ein paar Fotos und verabschieden uns. Wir sind total überrascht und ein bisschen beschämt, weil wir angesichts seiner einfachen, schmutzigen Kleidung nicht diese Gastfreundlichkeit erwartet hätten.

Bei einem weiteren Fotostopp werden wir von einer Familie, die gerade Mittagsrast macht, zum Tee eingeladen. Außerdem versorgen sie uns für die Weiterfahrt mit Marillen, Ramadan-Süßigkeiten und einer halben Melone. Es ist echt unglaublich, wie weit die Gastfreundschaft hier reicht.

Gastfreundschaft auf Reisen

Nach einiger Zeit tauchen hohe Felsen vor uns auf. Mitten in diesen Felsen befindet sich Chack-Chack, der berühmte Tempel der Zoroastrier. Vom Parkplatz führt ein Fußweg über heiße, schweißtreibende Serpentinen zu einer Felsgrotte. Darin brennt das ewige Feuer, ein wichtiges Element dieser Religion. Außerdem tropft Wasser von den Felsen, woraus sich der Name des Tempels ableitet.

Eingangstor zum Tempel von Chack-Chack Hier tropft das Wasser von der Decke - Chack Chack

Nachdem wir uns in der kühlen, dunklen Grotte ein wenig erholt haben, fahren wir nach Meybod. In dieser größeren Oasenstadt ist noch ein Taubenturm erhalten, in dem früher Dünger für die Landwirtschaft gewonnen wurde.

Der Taubenturm

Wir besichtigen auch die örtliche Karawanserei. Darin sind heute Souvenirgeschäfte untergebracht, dafür ist der Eintritt kostenlos. In der Mitte des Platzes führen Stufen zu einem kleinen Wasserbecken hinunter, das laufend mit Frischwasser gespeist wird. Rund um das Becken sind kleine Sitznischen angebracht. Hier hat man es sicher auch schon vor hunderten Jahren im Sommer gut ausgehalten.

Innenhof der Karawanserei Kühles Nass mitten in der Wüste

Gegenüber der Karawanserei steht ein Eishaus. Darin befindet sich ein großer, runder Lagerraum, der etwa 5 m in den Boden hinunterreicht und mit einer gut 10 m hohen Lehmziegelkuppel überdacht ist. Ganz oben in der Kuppel ist ein kleines Loch, durch das ein wenig Licht fällt. Hier wurde früher im Winter Eis hergestellt und gelagert, damit man es in der warmen Jahreszeit zur Verfügung hat. Unglaublich, dass an diesem Ort Eis hergestellt werden kann, wenn es draußen gerade 35°C hat und ringsum Wüste ist.

Eishaus Im Eishaus

Zum Übernachten finden wir ein nettes Plätzchen in den Gärten außerhalb von Meybod. Wir stehen etwas versteckt hinter einem langsam verfallenden Farmhaus neben einem Maulbeerbaum.