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In Yazd trifft sich alles beim Silk Road Hotel. Wir lernen hier andere Overlander kennen, treffen alte Bekannte und sogar eine Arbeitskollegin.

D-A-CH Treffen vor dem Silk Road Hotel

Es ist noch gar nicht richtig Sommer, aber bereits brütend heiß, zwischen 35 und 40°C im kaum vorhandenen Schatten. Der Tagesablauf in Yazd wird daher vom Wetter bestimmt: Wir frühstücken um 7 Uhr im Silk Road Hotel, dann sehen wir uns etwas von der Stadt an. Spätestens um 10 oder 11 Uhr gehen wir ins Hotel zurück.

Zwischen 11 Uhr und 18 Uhr steht alles still. Wir verbringen diese Zeit im Restaurant des Silk Road Hotels, das in einem großen, mit Planen abgedeckten Innenhof untergebracht ist. Wir können alle Einrichtungen des Hotels nutzen (WiFi, Dusche, WC) und auch das kostenlose Teebuffet ist den ganzen Tag über geöffnet. Trotz der Beschattung und der vielen Ventilatoren wird es am Nachmittag so heiß, dass nicht nur der Körper streikt, sondern auch unsere elektronischen Geräte. Das Notebook können wir erst ab 22 Uhr nutzen. Die Nachmittage verbringen wir meist mit anderen Overlandern. Wir treffen Stephie und Simon (los-geloest.com) wieder, die in Esfahan neben uns gecampt haben, wir lernen ein deutsches und eine schweizer Pärchen kennen (lebusblanc.de und terryontour.ch) und an einem Tag wirbelt Ben „kingoftheroad“ King (benkingontheroad) durch das Silk Road Hotel, ein junger Ire, der mit seinem Motorrad in den nächsten Jahren die ganze Welt bereisen will. Ab 18 Uhr geht es nochmals zu einer kurzen Besichtigungstour, die wir auf einer Dachterrasse in einem Café oder einem Restaurant ausklingen lassen.

Die Tee-Bar Das Restaurant des Silk Road Hotel

Die Sehenswürdigkeiten in Yazd befinden sich alle im historischen Ortszentrum, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Alle Häuser sind aus Lehmziegel gebaut und mit einer Mischung aus Lehm und Stroh verputzt. Der Ort strahlt ein besonderes Flair aus, das uns sehr gefällt.

Die Jameh Moschee, die Freitagsmoschee, ist nur einen Steinwurf vom Silk Road Hotel entfernt. Die ältesten Teile stammen aus dem 14. Jahrhundert. Besonders interessant sind die Steintafeln am Eingang der Moschee. Dort wurden die Steuervorschriften kundgemacht, es gab unter anderem Steuerbefreiungen für Friseure und Steuerermäßigungen für die Soldaten, die Yazd bewachten.

Die Jameh Moschee von Yazd Innenhof der Moschee von Yazd Merhab der Freitagsmoschee und verschiedene Ornamente

Zum Abendessen gehen wir ins Restaurant Marco Polo, das auf einer herrlichen Dachterrasse liegt. Von dort hat man einen traumhaften Blick über die Altstadt und die Freitagsmoschee. Außerdem wird es dort oben nach dem Sonnenuntergang angenehm kühl. Wir essen Dizii (Stampffleisch) und Garmeh Yazdi. Beides ist echt gut. Dazu ein Doogh, der in einem Tonkrug frisch hergerichtet wird.

Auf der Dachterrasse des Marco Polo Restaurant Blick über Yazd

Am nächsten Morgen sehen wir uns das Wassermuseum an. Dort wird gezeigt, wie früher die Qanate errichtet, instandgehalten und genutzt wurden. Das sind unterirdische Kanäle, die mühsam von Hand gegraben wurden, um das Wasser von den Bergen zu den Dörfern zu bringen. Unglaublich, mit welch einfachen Mitteln solche technische Meisterwerke geschaffen wurden. Viele Qanate waren mehrere Kilometer lang, manchmal sogar bis zu 80 oder 90 Kilometer. Und über die ganze Strecke wurde der Kanal mit einem leichten, gleichmäßigen Gefälle errichtet.

Arbeitskleidung der Qanat-Bauern, gleichzeitig ihr weißes Totentuch Alte Wasseruhr Alter Wasserkrug

Im Süden der Stadt befinden sich die Türme des Schweigens. Das sind frühere Begräbnisstätten der Zoroastrier. Auf diese Religion sind wir schon in Chak-Chak gestoßen. Ihrem Glauben nach darf der Leichnam die Erde nicht verunreinigen. Deshalb haben sie ihre Toten auf diese hohen Türme gebracht, wo sie von Geiern „beseitigt“ wurden. In den 1970er Jahren wurden diese Begräbnisse verboten und seither begraben sie ihre Toten in gemauerten Gräbern.

 Turm des Schweigens Oben auf dem Turm des Schweigens die letzte "Ruhestätte" der Zoroastrier

Zum Abschluss unseres Yazd-Aufenthalts unternehmen wir einen Spaziergang durch die Altstadt. Die Sonne steht schon tief und die engen Gassen bieten viel Schatten. Wir kommen am ältesten Gebäude von Yazd vorbei, dem Bogheh-e-Davazdah Emam (12-Imam-Mausoleum). Es wurde vor etwa 1.000 Jahren errichtet. Daneben steht das Alexander Prison, das nur wegen einer Legende so heißt, aber nie ein Gefängnis war. Sie sind architektonisch interessant, weil es die ältesten Bauwerke sind, bei denen aus den viereckigen Mauern zur Kuppel hin ein Achteck gezogen wurde, ein Gestaltungselement, das man in vielen Kuppeln von Moscheen wieder findet.

Bogheh-e-Davazdah Emam (12-Imam-Mausoleum) Alexander Prison

Die Gassen sind richtig nett, alles ist sehr sauber und gut in Schuss gehalten. Viele Häuser besitzen noch Windtürme, die für eine kühle Brise in den Häusern sorgen. Auf unserer Runde kommen wir auch an der alten Stadtmauer vorbei, von der nur noch wenige Abschnitte erhalten sind.Die Türen hatten früher zwei unterschiedliche Türklopfer, einen für Frauen, einen für Männer.

Eingangstür mit zwei Türklopfern

Auf dem Rückweg lassen wir uns im Old Iranian Café auf der Dachterrasse nieder. Wir sitzen auf Teppichen und lehnen uns an bequemen Polstern an. Das ist sehr gemütlich und wir überlegen gleich, ob wir das auf unserer Terrasse daheim auch so einrichten sollen. Bloß, dass wir daheim wahrscheinlich täglich alles wegräumen müssten, weil immer mit Regen zu rechnen wäre. Aber träumen darf man ja!

Auf der Dachterrasse

Am letzten Tag merken wir, wie klein die Welt ist. Gerade als wir zum Abendessen ins Marco Polo gehen wollen, läuft uns eine Arbeitskollegin von Judith über den Weg. Sie ist mit einer Reisegruppe unterwegs, die ins Silk Road Hotel zum Abendessen geht. Wir gehen mit ihnen zurück zum Hotel und setzen uns während des Essens zu ihnen. Danach gibt’s eine kleine Führung durch unser Auto und wir beantworten viele Fragen der Mitreisenden. So ein Zufall! Fünf Minuten später wären wir schon im Restaurant gewesen und wir hätten uns nie getroffen!

Treffen sich zwei Arbeitskolleginnen in Yazd ... Nicht nur Iraner sind neugierig auf unser Auto