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Astana heißt übersetzt einfach „Hauptstadt“. Diese liegt mitten in der großen Steppe. Etwas bizarr wirken daher die vielen Wolkenkratzer mit eigenwilligen Formen, Farben und Glasfassaden, als wir nach ca. 1.300 km Einöde in die Stadt einfahren.

Im Mittelpunkt unseres Astana-Besuches steht der Termin bei Land Rover für ein großes Service unseres Defenders. Nach über 20.000 km auf Reisen ist es Zeit ihm etwas Gutes zu tun.

Pünktlich um 9 Uhr stehen wir vor der Tür. Eine junge Dame empfängt uns mit schlechtem Englisch. Der Mann beim Service-Center spricht überhaupt kein Englisch. Das kann ja heiter werden. Zum Glück haben wir das meiste schon per E-Mail vereinbart. Der Papierkram dauert eine halbe Stunde, dann wird das Auto in Augenschein genommen. Neben dem normalen Service wollen wir verschiedene Geräusche abklären, die wir in letzter Zeit so hören. Bevor das Auto in die Werkstatt kann, muss noch der Dachträger abgeräumt werden, da das Einfahrtstor zu niedrig ist! Die Boxen und die Waschmaschine sind schnell abmontiert. Das genügt leider nicht. Auch der Hilift-Jack muss runter. Dann versuchen sie durch das Tor zu kommen, scheitern jedoch. Auch die Schrauben von der Halterung des Hilift-Jack müssen nach unten geschraubt werden. Dann geht es sich gerade mal so aus.

Unser Elefant auf dem Weg in die Werkstatt

Wir werden in der Zwischenzeit in den Wartebereich gebeten. Dort bekommen wir Kaffee, Wasser und Internetzugang. Dann heißt es warten. Wir sollen hier bleiben, damit wir gemeinsam das mit den Geräuschen abklären können. Wir haben nur unsere Handys mit. Besser wäre es gewesen, den Laptop oder die Tolinos mitzunehmen. Die Stunden verrinnen. Gegen Mittag machen wir erste Probefahrten, um den Geräuschen auf die Spur zu kommen. Der Chefmechaniker fährt und ein paar Mitarbeiter fahren mit, teilweise sitzen sie hinten am Boden. Sie wollen sich das nicht entgehen lassen.

Zwischendurch erklärt uns der Mechaniker auch, dass unser Verteilergetriebe Öl verliert. Sie haben aber die Teile nicht lagernd und die Bestellung aus England würde 45 Tage dauern. Sie kümmern sich darum, dass die Reparatur in Nowosibirsk durchgeführt werden kann. Dort sollen auch die neuen Reifen hin geliefert werden, die wir benötigen. In ganz Astana gibt es die Reifen mit der benötigten Dimension nicht. Hier fahren eindeutig zu wenige Defender herum und zu viele Range Rover. Um das Arrangement mit Nowosibirsk kümmert sich Inessa, eine nette junge Dame, die erst kurz im Unternehmen im Verkauf arbeitet und sehr gut Englisch spricht.

Zu Mittag lädt uns das Autohaus auf ein kleines Mittagessen ein. Im Nissan-Schauraum, der zum gleichen Autohaus gehört, gibt es eine kleine Kantine. Wir bestellen Huhn mit Nudeln. Wir werden zwar nicht satt, aber der ärgste Hunger ist gestillt.

Irgendwann meint der Mechaniker, er ist dem Klopfen vorne auf die Spur gekommen. Bei der A-Säule oben, wo das Klappdach montiert ist, sieht man einen kleinen Spalt in der Dichtung. Hier scheint der Rahmen locker zu sein. Da sie sich mit dem Klappdach nicht auskennen, können sie es nicht richtig reparieren, aber sie ziehen alle Schrauben an und bei der nächsten Testfahrt ist das Geräusch schon so gut wie weg.

Um 16 Uhr sind sie dann mit allem fertig. Jetzt wird das Auto noch gewaschen. Es dauert noch eine weitere Stunde, bis das Auto und die Papiere fertig sind. Das Bezahlen geht zum Glück schnell. Dann verabschieden wir uns von allen, die uns den ganzen Tag über betreut haben und fahren einigermaßen zufrieden vom Hof. Das gewünschte Service ist gemacht, der Motor schnurrt wieder, wir haben zwei Luftfilter geschenkt bekommen (vermutlich war es ein Dreierpack und sie brauchen sie nie wieder …), das Ölleck im Getriebe wurde gefunden, das aber nicht so schlimm ist, dass wir an der Weiterfahrt gehindert wären, Reifen sind bestellt und die Geräusche sind hoffentlich auch weniger geworden. Letzteres werden wir aber erst wissen, wenn wir wieder aus Astana draußen sind. Hier sind die Straßen einfach zu gut, um das zu testen.

Am Abend gönnen wir uns ein feudales Abendessen. Wir gehen ins Ocean Basket Restaurant, ein Fisch-, Meeresfrüchte- und Sushi-Restaurant. Als Vorspeise bestellen wir Sushi und als Hauptspeise einen Basket for 2 (Fisch, Schrimps, Muscheln, Tintenfisch, Pommes, Reis). Es ist wirklich üppig und schmeckt sehr gut. Fisch und Meeresfrüchte hatten wir seit Monaten nicht mehr.

Nächsten Tag ist der wichtigste Punkt der Besuch der mongolischen Botschaft um das Visum zu beantragen. Der Botschaftsmitarbeiter ist sehr freundlich, spricht sogar Deutsch und gibt uns die Formulare. Wir benötigen ein Foto, ein Antragsformular und den Reisepass. Ein Visum kostet 58 USD. Die Bearbeitung dauert 3-5 Werktage, wir sollen am Montag wiederkommen. Das heißt, wir haben noch vier Tage Zeit, bis wir das Visum abholen können.

Nach dem Botschaftstermin sehen wir uns die beeindruckenden Bauten im Zentrum von Astana an. Wir fahren zum Khan Shatyr, einem Einkaufszentrum, das vom Architekten Norman Foster entworfen wurde. Das königliche Zelt, so die wörtlich Übersetzung, sieht nicht nur wie ein überdimensionales Zirkuszelt aus. Es ist das größte Zelt der Welt mit einer Höhe von 150 m. Innen findet man unzählige Geschäfte auf mehreren Geschoßen, Glas, Marmor, großzügige Gänge und … einen echten Sandstrand – mit Sand von den Malediven. Ja, ein Einkaufszentrum braucht einen Strand.

Das Khan Shatyr Der Beach Club im Shopping Center

Das Khan Shatyr Einkaufszentrum befindet sich am westlichen Ende des Nur Zhol, dem „Leuchtenden Weg“. Am anderen Ende befindet sich der Präsidentenpalast. Dort residiert der erste – und bislang einzige – Präsident Kasachstans. Eigentlich müssen Präsidenten alle 5 Jahre neu gewählt werden, dies gilt jedoch nicht für den ersten Präsidenten. Wie praktisch!

Der Präseidentenpalast Goldene Fassaden

In der Mitte des Nur Zhol steht auch das Wahrzeichen von Astana, der Bajterek Turm. Er symbolisiert einen mythologischen Lebensbaum. Einer Sage nach legte der Vogel Samruk ein Ei in die Baumkrone. Dieses wird durch die goldene Kugel symbolisiert.

Der Bajterek Turm

Links und rechts des Wegs ziehen Wolkenkratzer die Blicke auf sich. Sie sind teilweise ganz unglaublich, und es wird immer noch gebaut. Astana ist erst seit 20 Jahren die Hauptstadt von Kasachstan. Alle großen Bauwerke, die seither im Stadtzentrum errichtet wurden, wurden vom Präsidenten in Auftrag gegeben.

Impressionen aus Astana Impressionen aus Astana  Impressionen aus AstanaImpressionen aus Astana

Das gilt auch für die zentrale Konzerthalle, die an ein riesiges Schiff erinnert und in den Nationalfarben glänzt.

Die Konzerthalle

Oder für die Pyramide des Friedens und der Eintracht, in der alle zwei Jahre die Führer der Weltreligionen konferieren – wer hätte das gedacht?

Die Pyramide des Friedens und der Eintracht