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In Osh stellen wir fest, dass der orientalische Einfluss abnimmt und der europäische zunimmt:

Es gibt einen großen Supermarkt mit gut sortiertem Angebot. Als wir an der großen Theke mit den fertigen Salaten vorbeikommen, verzichten wir auf das Schnipseln und kaufen fertig zubereiteten Wurstsalat, griechischen Bauernsalat und Antipasti, dazu Brot. Während wir die Salate in der Küche des Sunny Hostels essen, kommt ein Angestellter zum Abendessen herein. Er gibt uns ein paar Feigen und ein Glas Kyumuz ab. Wir trinken ein paar Schlucke von der vergorenen Stutenmilch. Naja, unser Geschmack ist das nicht, aber vielleicht wachsen wir da noch hinein. Nach dem Essen setzen wir uns in den „Garten“ des Hostels, das ein bekannter Overlander-Treffpunkt ist. Heute sind eine deutsche Overlanderfamilie mit zwei Kindern, Vater, Mutter und Oma in einem großen LKW, eine allein reisende Berlinerin mit ihrem Steyr LKW und ein Rotel-Truck hier.

Am nächsten Tag ist Sonntag. Wir stehen früh auf, denn es ist Viehmarkt in Osh. Wir fahren an den Stadtrand von Osh. Schon von weitem erkennen wir an der Staubwolke und an der steigenden Anzahl von Viehtransportern, wo der Markt abgehalten wird. Es gibt je einen Bereich für Schafe und Ziegen, einen für Kühe, für Kälber, für Stiere und einen für Pferde.

Dichtes Gedränge am Viehmarkt

Wir scheinen die einzigen Touristen zu sein, obwohl das Spektakel durchaus sehenswert ist. Wir gehen mitten zwischen den Tierherden und ihren Besitzer hindurch. Wenn gehandelt wird, nehmen Käufer und Verkäufer einander an den Händen und von Zeit zu Zeit heben sie sie über die Köpfe und lassen sie nach unten sausen. Wenn beide gleichzeitig auslassen, ist der Handel perfekt. Wir können zähe Verhandlungen beobachten, die manchmal ergebnislos enden.

Verkaufsverhandlungen Verkaufsverhandlungen Kleiner Zubehörhandel

Einige Männer sprechen uns an, aber ohne Russischkenntnisse bleibt die Unterhaltung einsilbig. Nur mit einem ehemaligen Englischlehrer (schon wieder!) plaudern wir länger.

Kirgisischer Englischlehrer

Laufend werden Tiere von ihren neuen Eigentümern vom Platz geführt, um sie in ihren Fahrzeugen wegzubringen. Für Schafe genügt oft der Kofferraum oder die Rückbank eines Lada. Kühe und Pferde werden auf die Ladefläche von Kleinlastwagen verfrachtet.

Kirgisischer Schaftransporter

Nach diesem Spektakel fahren wir ins Zentrum zum Kelecek Basar, der einer der größten Zentralasiens sein soll. Einige Läden haben heute geschlossen, aber für einen Sonntag tut sich viel. Wir lieben es, durch den Basar zu bummeln, die kunstvoll aufgetürmten Waren anzusehen und die Leute beim Einkaufen zu beobachten. Hier gibt es im Moment kübelweise Himbeeren. Die Marillenernte scheint dem Ende zu zugehen, denn die angebotenen Früchte sind sehr klein. Wir schlendern vorbei an der Fleischabteilung, in der gerade Rinderschädel ausgelöst werden. Ein makaberer Anblick. Wir kaufen verschiedene Gemüse für einen großen gemischten Salat und fahren retour ins Hostel. Es ist noch nicht Mittag, hat aber bereits 40 °C.

Kekse gibt es hier stückweise Rinderköpfe im Ganzen und in Teilen

So beschließen wir, den Nachmittag am Pool des benachbarten Hotels zu verbringen. Der Eintritt kostet 300 Som pP und schon dürfen wir ins kühle Nass hüpfen. Wir bekommen sogar Plätze im Schatten, wo wir es uns auf zwei Liegen gemütlich machen. Der Lärmpegel ist hoch, nicht wegen Kindern, nein, sondern wegen Erwachsenen, die sich nach reichlich Alkohol aufführen wie Kinder – oder schlimmer. Die Männer grölen und balgen sich, die Frauen quieken dazu. Es ist peinlich anzusehen. Zum Glück bleibt die Gruppe nicht lange. Wir genießen die Abkühlung im Pool und lesen und dösen im Schatten.

Am späteren Nachmittag kommen Deedrah und Valentin im Hostel an und wir setzen uns mit ihnen in den Schatten. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den beiden, diesmal vermutlich für längere Zeit, denn sie fahren heute nach Süden und wir nach Norden. Vielleicht treffen wir uns nochmals in der Mongolei.

Bevor wir Osh verlassen, wollen wir abklären, woher das Scheppern unter dem Auto kommt, das wir schon einige Zeit hören. Wir fahren daher zu einer Werkstatt, die ganz vernünftige Arbeit leisten soll. Mohammed, der Werkstattbesitzer, ist ein cooler Typ und einer seiner Mitarbeiter kann sogar ganz gut Englisch. So ist schnell erklärt, wo das Problem liegt. Ein Mechaniker macht sich daran und entdeckt, dass der Unterbodenschutz am Auspuff anliegt. er vermutet, dass das Scheppern davon kommt. Auch bei der Spurstange vergrößern sie den Abstand zum Unterbodenschutz. Ein weiteres Problem ist, dass die Scharniere der Motorhaube durch die schlechten Straßen ausgeleiert sind. Wolfgang gibt dem Mechaniker zu verstehen, dass wir das mit einem Stück Fahrradschlauch beheben wollen. Da staunt der Mechaniker nicht schlecht. Somit wird die Motorhaube nicht russisch, sondern afrikanisch repariert. Nach 1,5 Stunden ist alles wieder montiert. Die Arbeit kostet 1.200 Som (ca. 15 EUR). Dem Mechaniker geben wir, wie bei uns üblich, ein kleines Trinkgeld. Er ist irritiert, warum wir ihm Geld geben, aber versteht dann, dass es für ein Pivo gedacht ist.

In der Grube Unser Elefant "oben ohne"

Als wir vom Werkstattgelände fahren, hört Wolfgang ein neues Geräusch …. Aber naja, was scheppert, ist wenigstens noch da.

Es ist bereits Mittag, als wir noch einmal zum großen Supermarkt fahren, um unsere Vorräte für die nächsten Tage aufzufüllen. Und wer steht am Parkplatz … Terry. Deedrah und Valentin sind schon bei der Kassa und wollen dann wie wir zur Autoversicherung. Da die Versicherung zwischen 12 und 13 Uhr Mittagspause hat, setzten wir uns nach dem Einkaufen gemeinsam in den Schatten, um die Zeit tot zu schlagen. Nach der Versicherung verabschieden wir uns wieder einmal von Deedrah und Valentin. Diesmal sollte es wirklich für länger sein.