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Der Jeti Oguz Canyon ist nicht weit vom Issyk Köl See entfernt.

Der Issyk Köl See (1.600 m Seehöhe) ist nach dem Titicacasee der zweitgrößte Bergsee der Welt (6236 km²; zum Vergleich: Attersee: 46 km², Bodensee: 536 km²). Wir können selbst über die schmale Seite das andere Ufer kaum erkennen.

Wir frühstücken am Strand und fühlen uns fast wie am Meer. Beim Verlassen unseres Strandplatzes kommen wir mit dem Auto gut aus dem tiefen Sand heraus (mit Lowgear und Difflock). Wir müssen nicht einmal Luft ablassen. Damit steht fest, dass die Reifen auch für die weitere Reise unseren Ansprüchen genügen. Wenn wir bald neue Reifen brauchen, werden wir die gleichen Reifen kaufen – wenn wir sie bekommen.

Unser Stellplatz am Strand

Wir fahren nach Baskoon, wo wir eine Jurten-Produktion besichtigen. In der Jurten-Werkstatt treffen wir auf einen alten Mann, Herr Mekenbek, der hier der Meister ist und uns ein bisschen an Morgan Freeman erinnert. Er führt uns herum, spricht aber kaum Englisch. Drei Damen sind gerade dabei, für die Jurtenwände Schafwolle zu walken. Außerdem sehen wir die langen Stangen, die für das Gerüst der Jurte verwendet werden, und wie das Muster in die Stangen gefräst wird. Mekenbek scheint ein sehr einfallsreicher Bastler zu sein. Er zeigt uns schließlich noch die Bänder, die zum Befestigen der Jurtenwände verwendet werden. IMG 1390 Diese Maschine walkt den Ballen eine Dreiviertelstunde lang Gefräste Stangen für das Jurtendach Verschiedene Bänder zum Bau der Jurten Die Bänder werden im Haus gewebt

Herr Mekenbek baut nicht nur Jurten, sondern auch Musikinstrumente. Er spielt uns auf einer Komuz - einem kirgisischen Saiteninstrument - ein folkloristisches Lied vor, auf einer Balalaika ein russisches Lied und auf einer normalen Gitarre noch ein kirgisisches Lied. Danach drückt er Wolfgang die Gitarre in die Hand. Zwecks Kulturaustauschs spielt er dem Jurtenmeister ein österreichisches Lied vor – Schifoan von Wolfgang Ambros. Eine Mitarbeiterin kommt dazu und wippt fröhlich im Takt.

Komuz - ein kirgisisches Saiteninstrument

Gegen Mittag machen wir uns ans Einkaufen. Es gibt zwar einige Geschäfte im Ort, aber das Sortiment ist sehr eingeschränkt. Faschiertes ist gar nicht zu finden. Der einzige Fleischer, den wir finden können, hat nur eine Kühltruhe voll mit groben Rindfleischstücken, aber keinen Fleischwolf. Erst am späten Nachmittag haben wir unsere Vorräte wieder aufgefüllt und fahren weiter.

Das Dorf sieht etwas trostlos aus

Jetzt geht es endlich in den Jeti Oguz Canyon. Die Straße in das Tal ist asphaltiert und wir kommen rasch voran. Am Ende der Asphaltstraße befinden sich die sieben Bullen, das sind große, rote Felsen, die beeindruckend aussehen und hier die Hauptattraktion sind. Da das Wetter schlecht ist, bleiben wir nicht lange stehen.

Wir sind überrascht über die Dichte an Touristen und touristischen Einrichtungen. Auf der Schotterstraße, die den Bach entlang führt, stehen immer wieder Jurten, in denen Touristen übernachten können. Es ist ziemlich viel los hier. Ein etwas bizarrer Anblick sind die vielen schwarz verschleierten Touristinnen, vermutlich aus dem arabischen Raum, vor den weißen Jurten.

Touristinnen vor dem WC

Wir fahren weiter in der Hoffnung auf einen ruhigen Platz. Aber immer, wenn sich das Tal ein wenig öffnet, ist der Platz schon von Touristen-Jurten besetzt. Erst weit oben, nachdem der Weg richtig schlecht und unwegsam geworden ist, treffen wir auf Jurten von gewöhnlichen Hirten. Hier dürfte der Tourismus enden und wir finden ein ebenes Plätzchen, das uns sehr an die Almen daheim erinnert. Es weht ein kalter Wind und es tröpfelt. So bauen wir die Markise samt den Seitenteilen auf und kochen uns ein wärmendes Erdäpfelgulasch.

Unser Stellplatz in Tirol - nein, in Kirgistan

Am nächsten Tag zeigt sich bereits beim Frühstück die Sonne und verspricht einen schönen Tag. Wir fahren zu den sieben Bullen hinunter. Auf einem Aussichtsplatz lassen wir uns nieder. Heute wollen wir hier den ganzen Tag entspannen, lesen, Tagebuch schreiben und unseren Blog auf Vordermann bringen.

Die sieben Bullen

Wir genießen den sonnigen Tag. Es ist das erste Mal seit langem, dass es nicht mehrmals täglich regnet. Gegen Abend ist der Himmel sogar strahlend blau und wir machen uns zu Fuß auf, um die in der Abendsonne strahlenden, roten Felsen zu fotografieren. Heute hält sich der Touristenansturm in Grenzen. Wir unterhalten uns lediglich mit einem älteren deutschen Pärchen, das eine geführte Tour macht.

Rote Felsen Ein herrlicher Tag

Am Abend kommt ein Einheimischer auf einem Esel angeritten. Er kann sogar ein paar Wörter Englisch und nach dem üblichen „woher kommen wir“, „wir heißen wir“, fragt er, ob wir Wasser hätten. Wir geben ihm eine unserer Wasserflaschen, von der er einen kräftigen Schluck nimmt, bevor er talwärts zu seiner Jurte reitet.

Da wir kein Faschiertes bekommen haben, gibt es heute Spaghetti mit Gemüsesugo. Kurz nachdem wir den letzten Bissen verschlungen haben, geht die Sonne hinter den roten Felsen unter und es wird ziemlich schnell ziemlich kalt. Wir erledigen rasch den Abwasch und verziehen uns ins Auto.

Spaghetti mit Gemüsesauce