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In Ölgii erwarten uns zwei Highlights unserer Mongoleireise. Zum einen werden wir unsere Schweizer Freunde Deedrah und Valentin wieder treffen und zum anderen findet hier das Golden Eagle Festival statt.

Auf dieses Festival haben wir unsere Route durch die Mongolei abgestimmt - es ist der einzige Fixpunkt entlang unserer gesamten Reise.

Als wir in Ölgii ankommen, suchen wir als erstes das öffentliche Duschhaus auf und geben Deedrah und Valentin Bescheid, dass wir eingetrudelt sind. Unser Wiedersehen vor dem Duschhaus ist sehr herzlich. Wir freuen uns sehr, die beiden nach über drei Monaten wieder zusehen. Es gibt eine Menge zu erzählen. Wir beschließen, zur Feier des Tages, Abendessen zu gehen. Im türkischen Restaurant „Pamukkale“ gibt es für Wolfgang und mich zum ersten Mal seit über zwei Wochen wieder Fleisch und es schmeckt köstlich. Wir verbringen einen sehr netten Abend mit vielen Erlebnisberichten der letzten Monate. Da die beiden bereits die vorige Nacht hier in Ölgii verbracht haben, folgen wir ihnen auf den Stellplatz und schlagen unser Lager direkt am Fluss auf. In unserem Auto sitzen wir noch lange beisammen und trinken gemütlich Bier und Vodka.

Nächsten Tag versuchen wir, etwas mehr über das Festival in Erfahrung zu bringen. Denn außer, dass es 8 km östlich von Ölgii stattfinden soll, wissen wir nichts. So suchen wir als erstes das Fremdenverkehrsamt auf, das sich jedoch als Baustelle entpuppt. Zwei Damen in einem anderen Büro rufen einen Kontakt an, der englisch spricht und wir erfahren, dass das Festival ca. 10 km außerhalb, nahe der Ortschaft Buga, stattfinden soll.

Ein Stück östlich von Buga treffen wir auf ein deutsches Mercedes G Wohnmobil. Wir unterhalten uns mit dem Fahrer aus Bayern. Er ist bereits zum dritten Mal beim Festival und empfiehlt uns, heute in Richtung Sagsai, das im Westen von Ölgii liegt, zu fahren, da aus diesem Tal viele Eagle Hunter nach Ölgii reiten. Er zeigt uns auch, wo das Festival die letzten Jahre stattgefunden hat und meint, dass hier noch viele Jurten aufgebaut würden und wir es nicht verfehlen könnten. Wir bedanken uns für die Tipps und machen uns auf den Weg Richtung Sagsai.

Wir fahren an unserem Übernachtungsplatz vorbei und kurz darauf kommen uns schon zwei Eagle Hunter entgegen. Wir bleiben stehen und fragen, ob wir ein Foto machen dürfen. Sie fragen, ob es im Gegenzug dafür Vodka gäbe. Das verneinen wir, geben ihnen jedoch einen kleines Trinkgeld für das Fotoshooting. Wir fahren weiter und gelangen durch einen Canyon auf eine Hochebene. Die Landschaft ist wunderschön und so machen wir Halt, packen unsere Sessel aus und genießen bei Tee und Keksen die Sonne und den Ausblick.

Die ersten Eagle Hunter

Es dauert nicht lange, da kommen zwei weitere Jäger mit ihren Adlern angeritten. Ein Touristen-SUV bleibt neben uns stehen. Der Gast ist ein junger Mann aus Singapur und wir unterhalten uns sehr nett mit ihm. Sein Guide erklärt uns, dass es sich bei dem älteren der beiden Reiter um den Champion des Vorjahres handelt. Kurz darauf kommt auch der Bayer mit seinem Mercedes G und gesellt sich zu uns. Als noch ein Jäger daher reitet, zücken wir unsere Kameras, der Bayer verschwindet in seinem Auto und kommt kurz darauf mit zwei Fotos zurück, die er letztes Jahr von diesem Jäger gemacht hat. Dieser staunt nicht schlecht.

Erfahrener Eagle Hunter

Am späten Nachmittag beschließen wir, gleich hier zu kochen und erst dann einen Stellplatz in der Nähe des Festivalgeländes zu suchen. Wir werden von Deedrah und Valentin verwöhnt, denn die beiden kochen ein Schweizer Nationalgericht für uns. Röschti mit Spiegelei und Wildfleisch in Pfefferrahmsauce. Es schmeckt herrlich. Vielen Dank ihr beiden!

Original Schweizer Röschti !!!

Nächsten Vormittag treffen wir um 10 Uhr am Festivalgelände ein und gehen erst mal eine Runde. Danach machen wir es den unzähligen Touristen gleich und holen unsere Campingstühle, auf denen wir es uns in der ersten Reihe gemütlich machen.

Wir sind überrascht, wie viele Touristen hier sind. Zu 99,9 % handelt es sich natürlich um Guided Tours. Die Agentur Nomadic Expeditions dürfte der Platzhirsch unter den Reiseveranstaltern sein. Sie hat sogar ein eigenes VIP Zelt aufgestellt, vor dem englischsprachige Touristen mit riesigen Teleobjektiven Platz genommen haben. Zählt man die Ausrüstungskosten und die Reisekosten dieser vorwiegend älteren Touristen zusammen, sind wir wahrscheinlich um das gleiche Geld das ganze Jahr unterwegs.

Reges Treiben vor dem Beginn des Festivals

Das Festival beginnt mit dem Einzug der Eagle Hunter. Beim ersten Bewerb handelt es sich um die Bewertung des Gesamteindrucks des Jägers und seiner Ausrüstung. Die Jäger haben meist eine rote Mütze auf, innen Fell und außen roter Stoff. Oben ist bei den meisten ein Federbüschel eines Adlers befestigt. Viele Jäger tragen eine Fuchsjacke oder gar einen Mantel aus Fuchsfell. Bei einem glauben wir sogar ein Wolfsfell zu erkennen. Manche tragen einfachere, aber nicht weniger beeindruckende Schafmäntel und -jacken.

Einzug der Eagle Hunter

Der erste aktive Bewerb beginnt im Anschluss. Die Aufgabe besteht darin, dass der Adler auf Ruf des Jägers zu ihm auf den Arm fliegt. Der Adler wird von einem Helfer auf dem Berg neben dem Festivalgelände auf einen Felsen gesetzt. Der Jäger befindet sich in der Arena und kann zwischen drei Steinkreisen wählen. Jeder Kreis zählt eine gewisse Punktezahl (10, 8, 6). Je nachdem in welchem Kreis sich der Jäger postiert und der Adler bei ihm landet, bekommt er diese Punktezahl. Es zählt jedoch auch die Zeit, wie lange der Adler benötigt, um beim Jäger zu landen. Leider funktioniert das Ganze heute nur vereinzelt. Der Grund dafür ist, dass es zu warm ist. Normalerweise liegt um diese Jahreszeit bereits Schnee und die Temperaturen sind tiefer. Die Adler starten zwar vom Berg, landen jedoch gleich wieder auf einem schattigen Plätzchen nebenan. Es gelingt wirklich nur den alten, erfahrenen Jägern mit ihren älteren Adlern, diesen Bewerb zu meistern. Unser Favorit ist ein älterer Jäger mit weißem Fellmantel auf weißem Pferd.

Der Adler fliegt zu seinem Jäger

Da mehr als 60 Jäger antreten, dauert dieser Bewerb fast den ganzen Tag. Deshalb begeben wir uns dazwischen auf die Suche nach Mittagessen. Zuerst genehmigen wir uns einen gerillten Schaffleischspieß. Wer hätte das gedacht, dass uns nicht nur die mageren Stücke, sondern sogar die puren Fettstücke dazwischen schmecken. Danach entdecken wir ein Zelt, in dem einige Frauen Teigfladen frittieren, die mit Faschiertem gefüllt sind. Auch davon kosten wir.

Köstliche Fleischspieße

Frisch gestärkt bummeln wir die unzähligen Verkaufsstände ab, die rund um die Arena aufgebaut sind und kaufen mehrere Kamelhaar- und Yakwollsocken, denn die sind wirklich angenehm.

Am Nachmittag findet neben einem Kamelrennen auch noch ein Bogenschießen statt. Beim letzten Bewerb des Tages müssen Reiter im Galopp Münzen vom Boden aufheben. Diese Münzen sind in kleine Stoffflecken eingewickelt, die am Boden liegen. Danach sind die Bewerbe für heute beendet.

Bogenschützen

Im vollen Galopp einen Beutel Münzen vom Boden aufheben? Geht doch!

Die Guided Tours packen ihre Sachen und verlassen das Festivalgelände in ihren SUVs, vorwiegend Toyota Landcruiser. Eine riesige Staubwolke zieht durch das Tal. Wir packen uns ebenfalls zusammen und suchen uns einen Stellplatz am Fluss. Den Abend verbringen wir bei Deedrah und Valentin im Vorzelt, wo wir gemütlich bei Kerzenschein zusammen sitzen und unseren letzten gemeinsamen Abend genießen.

Unser Stellplatz

Nächsten Morgen verabschieden wir uns herzlich von Deedrah und Valentin. Wir werden uns lange Zeit nicht sehen, aber wir versprechen, den Kontakt nicht abbrechen zu lassen. Wolfgang und ich fahren kurz vor halb 11 Uhr wieder zum Festivalgelände und die beiden nehmen Kurs auf Ulan Bator.

Der erste Bewerb des zweiten Tages besteht darin, dass die Adler eine Hasenschleppe erbeuten müssen. Der Jäger befindet sich wieder in einem der drei Kreise uns ruft den Adler, der vom Berg losgelassen wird. Heute funktioniert das ganze wesentlich besser. Ein Adler nach dem anderen stürzt sich wie ein Düsenjet in die Arena auf die Hasenschleppe. Es ist wirklich faszinierend anzuschauen.

Die Adler starten vom Berg

Der Adler stürzt sich auf die Hasenschleppe

Der nächste Wettbewerb besteht darin, dass ein „Brautpaar“ in die Arena reitet und wie in früheren Zeiten, gegenseitig prüft, was der andere reitermäßig so drauf hat. Nach diesem Bewerb ist Mittagspause. Wir schlendern wieder durch die Stände und stärken uns mit Shashlik und gefüllten Teigtaschen.

Das Brautpaar im Galopp

Als wir kurz zu unserem Auto zurückgehen, kommen wir an dem belgischen Defender vorbei, den wir gestern schon gesehen haben. Heute treffen wir auch den Besitzer an. Wir unterhalten uns sehr gut mit ihm und während wir so plaudern, gesellt sich ein Mann zu uns, den wir zuerst als Mongolen einschätzen. Es stellt sich jedoch heraus, dass es sich um Tito von den Philippinen handelt, der dort sechs Land Rover Werkstätten besitzt und gerade von einem Land Rover Event in Spanien kommt. Wir unterhalten uns auch mit ihm sehr nett und er möchte von uns allen noch Fotos vor den Autos schießen.

Mit Tito vor unserem Elefanten

In der Zwischenzeit haben die nächsten Bewerbe wieder begonnen. Jetzt geht es darum, dass zwei Reiter um eine tote Ziege kämpfen. Jeder hat zwei Beine der Ziege in Händen und sobald der Schiedsrichter pfeift, geht das Gerangel los. Bei manchen Paarungen ist der Kampf schnell vorüber, bei manchen jedoch wird ganz schön lange gekämpft. Bei einer Paarung wird der Reiter so weit vom Pferd gezogen, dass der Sattel schon seitlich hängt und da geht plötzlich das Pferd durch, stürmt durch die Zuschauer und ist auf und davon in der Steppe. Einige Reiter galoppieren hinterher und sogar ein Auto begibt sich auf die Verfolgungsjagd.

Kampf um den Ziegenbalg

Kampf um den Ziegenbalg

Nachdem der Ziegenwettbewerb beendet ist, geht es an die Siegerehrungen. Jeder Bewerb von gestern und heute hat seine eigene Siegerehrung. Es dauert etwas, bis die Eagle Hunter geehrt werden. Der heurige Champion ist der Jäger, der uns bereits gestern sehr beeindruckt hat. Der Jäger in der weißen Felljacke auf dem weißen Pferd.

Der strahlende Sieger

Nach der Seigerehrung löst sich der Rummel rasch auf und wir schlagen unser Lager wieder am Fluss auf. Während wir unser Sundowner Bier genießen, lassen wir die letzten ereignisreichen Tage revuepassieren.

Ruhiger Abend am Fluss