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Um die erste Hauptstadt Sibiriens zu besuchen, nehmen wir einen Umweg von ca. 400 km in Kauf. Aber was sind schon 400 km in der endlosen Weite Russlands.

Tobolsk empfängt uns sibirisch. Mit kalten Temperaturen, heftigem Wind und Schneefall. Trotzdem machen wir uns auf den Weg zum Kreml. Wir besuchen die älteste Steinkirche Sibiriens, die Sophie-Himmelfahrtskirche, mit ihren blauen Kuppeln mit goldenen Sternen. Im Gegensatz zu Kirchen bei uns daheim ist es hier nicht kalt und ungemütlich, sondern es ist gut eingeheizt. So wärmen wir uns etwas auf, bevor wir in den Innenhof des Kremls weitergehen. Dort steht ein Glockenturm mit dem wohl skurrilsten Opfer der Sibirienverbannung – der Glocke von Ulgic. Weil die Glocke zur Revolte gegen Zar Boris Godunov geläutet hat, wurde sie nach der erfolglosen Revolution vom Zar nach Sibirien verbannt.

Die Zitadelle

Kunstvolle Kirchtürme

Blick auf die Ikonostase

Die Glocke von Ulgic

Da das Wetter für weitere Spaziergänge nicht sehr einladend ist, besuchen wir das Geschichts-Museum gegenüber der Kathedrale. Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Besiedlung Sibiriens, das Leben der Tataren, die von Ermak dem Kosaken geschlagen wurden, die Entstehung von Tobolsk und zeigt eine besondere Schnitzkunst, die in dieser Gegend gepflegt wird: Knochenschnitzen. Es werden nicht nur Knochen zu kleinen Kunstwerken verarbeitet, sondern auch Elfenbein von Mamuts!

Kleine Kunstwerke aus Mamut-Elfenbein

Kleine Kunstwerke aus Mamut-Elfenbein

Das Wohnzimmer des Gouverneurs von Tobolsk

Im dritten Stock finden wir leider nicht, wie im Reiseführer beschrieben, die Ausstellung von Nikolaus II. und dessen Familie, die während der Oktoberrevolution in Tobolsk gelebt haben.

Da wir kein Kaffeehaus ausfindig machen können, kaufen wir uns in einem kleinen Basar ein paar Stück Kuchen und gehen in unser warm geheiztes Hotelzimmer. Im Hotel Georgievskaya haben wir eine günstige und sehr nette Unterkunft gefunden. Das Frühstücksbuffet nächsten Tag begeistert uns sehr. Spiegeleier, Pancakes, gebratene Leber (!), Bratkartoffel, viele kleine Kuchen, Saft, Kaffee, … herrlich!

Als sich nach dem Frühstück die Sonne durch die Schneewolken kämpft, packen wir uns wieder warm ein und starten nochmals Richtung Kreml, um noch ein paar Fotos im Sonnenschein zu machen. Von dort gehen wir hinunter in die Unterstadt. Hier ist es sehr beschaulich, es fahren wenige Autos und es sind auch wenige Leute unterwegs. Wir kommen an vielen alten Gebäuden vorbei, die schon halb verfallen oder abgebrannt sind. Dazwischen stehen einzelne Gebäude, die in neuem Glanz erstrahlen. Tobolsk hat noch einen langen Weg vor sich, aber es könnte zu einer echten Perle werden. Das Museum im ehemaligen Gouverneurs-Palast, in dem die Zarenfamilie 1917 untergebracht war, ist am Montag leider geschlossen. Hier wäre die Ausstellung zu Nikolaus II. und seiner Familie gewesen … Wir werden das in Jekaterinburg, wo sie 1918 ermordet wurden, nachholen.

Blick auf die Unterstadt von Tobolsk

Blick auf den Kreml von Tobolsk

Der Kreml von Tobolsk