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Um kurz vor 10 Uhr fahren wir zur Grenze. In Bajgiran, einem Dorf das direkt am Grenzzaun liegt, wechseln wir auf der Straße unsere Iranischen Rial (IRR) in Turkmenische Manat (TMT) um.

Der Kurs ist schlecht, aber wir sind froh, die IRR los zu sein. Daheim hätten wir sie uns einrahmen können.

Die Einfahrt zur Grenze

Gleich nach dem Grenzzaun wird das Carnet im Computer erfasst. Dann fahren wir den Berg hinauf. Dort müssen wir zuerst in den 1. Stock, wo das Carnet gestempelt wird. Danach geht’s in die Passanger Hall, wo die Polizei die Pässe bearbeitet. Nach dem Grenzer müssen wir noch zu einem zweiten Schalter. Der Mann dahinter macht auf seinem Sessel ein Nickerchen und nach unserem „Salam“ trägt er irgendetwas wichtig in sein Buch ein. Draußen will der Zoll noch kurz in das Auto hineinschauen, dann geht der Zaun auf. Wir verlassen den Iran.

Auf der Turkmenischen Seite werden wir von Uniformierten in Empfang genommen. Gleich nach dem Zaun wird der Pass kontrolliert, dann müssen wir in die Passanger Hall. Der Polizist ist gerade nicht da, aber wir können inzwischen nebenan in einem Büro unsere Einreisesteuer (USD 24 für 2 Personen) bezahlen und bekommen eine Quittung dafür. Dann werden vom Polizisten unsere Pässe bearbeitet und Fingerabdrücke genommen. Bei Wolfgang vergisst er zu stempeln und überlässt das Soldaten, denen er gelangweilt den Schlüssel gibt. Ab dann trennen sich unsere Wege. Judith verschwindet inzwischen hinter der Fußgänger-Tür. Wolfgang muss mit dem Auto noch ein paar Stationen durchlaufen. Zum Glück haben wir schon einige Infos von anderen Reisenden bekommen, sodass es einigermaßen klar ist, was uns erwartet.

Links von der Durchfahrt geht’s zuerst im Erdgeschoß in ein Büro mit zwei Männern. Diese stellen die Autoversicherung aus (A5-Dokument) und rechnen die Gebühr für die Transitroute aus, welche im Entry Permit (A4-Dokument, 3 Durchschläge) vermerkt wird. Nachdem alles fertig ist, verlässt einer den Raum, der andere fordert 10 Dollar. Wolfgang will nur gegen Quittung zahlen bzw bei der Bank (wo auch alles andere zu bezahlen ist) und verlässt das Büro ohne zu zahlen und ohne Probleme. Dann geht’s in den 1. Stock, wo wieder etwas eingetragen wird und viele Daten in Bücher eingetragen werden. In manchen Büchern wird Wolfgang als Herr „Wels“ geführt (das ist der Geburtsort, aber er ist so schön kurz und fett gedruckt). Dann wieder hinunter, um die Ecke zur Bank, wo die Versicherung und die Gebühr für die Transitroute zu bezahlen sind (für unseren Defender insgesamt USD 129). Dann noch kurz nebenan zum Doktor, bei dem heute alle Personen 36,2°C haben – das weiß er ohne die Temperatur zu messen ;-). Er fragt nach einem „tip“, Wolfgang bietet ihm ein paar Zigaretten an, die er dankend annimmt. Anschließend noch in ein Büro auf der anderen Seite der Durchfahrt, wo wieder Papiere ausgefüllt werden. Langsam hat das Entry Permit alle Stempel, die es benötigt. Jetzt fehlt nur noch der Zoll, aber das Büro ist versperrt. Der Mann von der Bank bietet Wolfgang einen Sessel an und teilt mit ihm ein Brot und ein Mineralwasser mit Apfelgeschmack, alles bio versichert er. Er erzählt von seiner Frau, die als Anwältin für eine Ölfirma in Dubai arbeitet und von seiner Tochter, die in Dubai zur Schule geht. Irgendwann kommt dann der Zöllner, aber er hat noch keinen Stempel dabei und verschwindet wieder. Nach einer längeren Wartezeit ist es dann soweit. Er füllt wieder Bücher und Zettel aus und registriert das GPS-Gerät, das wir im Auto mitführen müssen. Damit ist der Papierkram erledigt. Jetzt darf das Auto zur Kontrolle in die Durchfahrt vorgefahren werden. Dieser Vorgang wird natürlich auch wieder in Büchern erfasst. Außerdem muss angegeben werden, wie viel Geld wir dabei haben. Der von Wolfgang genannte Betrag dürfte unter der Geringfügigkeitsschwelle liegen und wird nicht eingetragen … Das Auto wird von allen Seiten geprüft, sogar von unten (das Auto muss über einer Grube abgestellt werden). Jede Tür muss aufgemacht werden. Außerdem muss Wolfgang versichern, dass er keine Waffen, Drogen oder Drohnen dabei hat. Dann darf er endlich 20m um die Ecke fahren, wo Judith vom langen Warten schon nicht mehr weiß, wohin sie soll.

Zum Abschluss werden wir noch instruiert, dass die Straße durch ein Sperrgebiet führt und wir auf den nächsten 30 km weder Halten, noch Fotografieren oder Essen dürfen.

Die Straße führt durch eine völlig menschenleere Gegend, vorbei an unzähligen Überwachungskameras und einigen Wachtürmen. Am Ende stehen wir vor einem Tor, bei dem nochmals unsere Pässe kontrolliert und in einem Buch erfasst werden. Dann geht das Tor auf und wir sind in Turkmenistan.

Insgesamt hat das ganze Prozedere über drei Stunden gedauert, davon zwei auf turkmenischer Seite.