In Katima Mulilo, dem Grenzort auf Namibischer Seite, machen wir einen Großeinkauf im Shoprite. In Namibia gibt es wieder fast alles, was das Herz begehrt. Von dort fahren wir in den Mudumu Nationalpark.
Als wir vor 20 Jahren das erste Mal durch den Caprivi-Streifen fuhren, gab es dort praktisch keine Wildtiere. Sie waren im Nachbarland Angola während des gerade zu Ende gegangenen Kriegs erbarmungslos gejagt worden, und Wilderei war damals noch ein großes Problem. Wir sind daher neugierig, ob sich die Situation verbessert hat.
Raus geht’s aus Katima Mulilo auf einer perfekt geteerten, schnurgeraden Straße mit 120 km/h (!) Beschränkung. Am späten Nachmittag erreichen wir das Gate. Wir haben nicht reserviert, aber Glück. Wir können für die nächsten Nächte auf Campsite #3 einchecken. Das soll der schönste Stellplatz im Nationalpark sein. Der nette Ranger erklärt uns, welche Wege zur Zeit befahrbar sind und wie wir am besten zum Stellplatz kommen. Da wir schon spät dran sind, nehmen wir den direkt Weg.
Als wir am Stellplatz ankommen, geht die Sonne gerade glutrot hinter dem Kwando Fluss unter. Der Himmel leuchtet in sämtlichen Rot- und Orangetönen. Es ist wunderschön. Wir entzünden ein kleines Lagerfeuer und bei einem Bierchen lauschen wir dem Grunzen der zahlreichen Hippos im Fluss. Gegen Abend kühlt es ganz gut ab, nachdem wir tagsüber 38 °C hatten. Wir schlafen gut. Nur einmal werden wir wach, weil die Hippos laut rufen, und in der Ferne hören wir Löwen brüllen. Ach, wie herrlich.
Den ersten Tag verbringen wir auf unserem Stellplatz. Es tut richtig gut, mal nicht zu fahren und nur zu schauen. Wir genießen den Ausblick auf den Fluss und die Hippos. Auch viele African Openbill (Glanzklaffschnabel) sind unterwegs. Sie suchen im Fluss nach Muscheln, die sie mit ihrem Schnabel aufknacken.
Der große Baum auf unserem Stellplatz trägt reife Früchte, die bei vielen Vögeln und Affen gut ankommen. Nur in den besonders heißen Nachmittagsstunden ist kurz Ruhe. Am gegenüberliegenden Ufer liegt ein Krokodil im Sand und in der Ferne sehen wir Lechwe Antilopen. Hinter dem Stellplatz zieht eine Herde Blue Wildebeest (Streifengnu) durch.
Im gesamten Nationalpark gibt es nur vier Stellplätze. Jeder Stellplatz ist mit einem Wegweiser markiert und eine alte Feuerstelle ist am Boden zu erkennen. Mehr Infrastruktur gibt es nicht. Keine Dusche, kein WC, kein Wasser, kein Feuerholz, kein Unterstand, weder Internet noch Telefonnetz. Nur die Natur, die Tiere und wir. Für uns ist das perfekt.
Heute haben wir Zeit für einen Nachmittagskaffee. Am Abend machen wir ein Braai mit Boerewors, Erdäpfel- und Tomatensalat. Danach genehmigen wir uns ein Gin Tonic. Als es dunkel wird, gehen die Hippos nicht weit von uns entfernt zum Äsen an Land. Sehr beeindruckende Tiere.
Die nächsten Tagen nutzen wir ausgiebig für Gamedrives. Da heißt es früh aufstehen (mit Beginn der Dämmerung gegen 6:15 Uhr). Um diese Jahreszeit sind die Tiere weit verstreut im Park unterwegs. Denn es ist noch sehr grün und es gibt viele natürliche Wasserstellen. Erst in der Trockenzeit ziehen sich die Tierherden um die Wasserlöcher und den Fluss zusammen. Wir sehen daher nicht sehr viele Tiere, aber viele verschiedene Tierarten. Es ist sehr abwechslungsreich. Jeder Gamedrive bringt besondere Sichtungen.
Wir sehen Zebras, Giraffen und viele verschiedene Antilopen. Außerdem viele prachtvoll gefiederte Vögel.
Gleich beim ersten Gamedrive stoßen wir auf Löwen. Wir weichen gerade einem Schlagloch aus, und als wir nach vorne sehen, liegt dort ein Löwenmännchen im Schatten eines Strauchs auf der Straße. Oh wow, was für ein Glück! Kurz darauf entdecken wir noch 3 Weibchen links davon, die sich jedoch rasch in Bewegung setzen und im hohen Gras verschwinden. Das Männchen folgt ihnen bald. Ein paar Minuten später sieht man nur noch die frischen Spuren im Sand …
Am dritten Tag kommt eine Horde Baboons auf unseren Stellplatz und nimmt den Baum in Beschlag. Sie sind zum Glück noch nicht von Touristen verdorben worden und daher nicht aggressiv. Sie interessieren sich nur für die Früchte auf dem Baum. So lassen sie sich gefahrlos aus der Nähe beobachten. Am Abend suchen sie sich einen Schlafplatz auf dem Baum. Wir stellen das Auto extra ein Stück weg davon, damit wir nicht in Reichweite der Früchte, Kerne und anderer Ausscheidungen sind.
Nach vier wunderbaren Tagen verlassen wir den Nationalpark. Wir durchqueren den Caprivi-Streifen und fahren nach Divundu, wo wir in Emms Cubango Ecocamp ein paar gemütliche Tage verbringen und einen Tag in den Bwabwata Nationalpark fahren. Auf dem Weg dorthin kommen uns etliche Touristenfahrzeuge entgegen, teilweise mit dicken Camping-Anhängern. Es ist seltsam, wieder im „Massen“tourismus zu landen, nachdem wir über Monate hinweg kaum andere Touristen gesehen haben.
Emms Cubango Ecocamp ist ein nettes, kleines Camp direkt am Okavango. Wir treffend dort ein südafrikanisches Ehepaar, das vergeblich versucht hat, für eine Campsite im Mudumu Nationalpark eine Reservierung zu bekommen. Wir hatten scheinbar großes Glück. Während wir unser Abendessen kochen, entdecken wir ein paar Meyer’s Parrots (Goldbugpapagei) in den Bäumen.
Zum Gamedrive im Babwata Nationalpark stehen wir wieder früh auf. Es ist kalt und wir ziehen die Fleecejacken an. Am Parkeingang ist wenig los. Nur ein Safariauto steht vor uns. Im Nationalpark sehen wir anfangs viele Spuren im Sand, aber kaum Tiere.
Als wir gerade die frische Spur eines Löwen in der entgegen kommenden Richtung sehen und uns fragen, wohin dieser wohl verschwunden ist, biegen wir um eine Kurve und da liegt ein Löwe. Nein, zwei Löwen. Zwei Männchen. Wir sind total begeistert. Hinter uns kommt ein Auto mit deutschem Kennzeichen. Lorenz und Heike haben ihren Landcruiser seit mehreren Jahren in Namibia untergestellt. Gemeinsam genießen wir den Anblick der beiden Löwen. Nach etwa 10 Minuten wechseln die Löwen den Platz, und kurz darauf verschwinden sie im Gebüsch. Und weg sind sie. Als ob nichts gewesen wäre.
Als wir unsere Fahrt nach Süden fortsetzen, sehen wir eine kleine Gruppe Sable-Antilopen. Wow! Die sind selten, sehr scheu und stehen kaum einmal still, sodass sie nur schwer zu entdecken sind.
Ein Stück weiter finden wir einen schönen Platz am Fluss, wo wir eine kurze Frühstückspause mit Kaffee und Keksen einlegen. Danach fahren wir nach Süden, fast bis an die Grenze zu Botswana. Der Park reicht bis zur Grenze und schließt dort an ein Botswanisches Schutzgebiet an. Die nächsten Stunden sehen wir nicht viele Tiere. Aber das ist kein Wunder: Es ist Mittagszeit und hat etwa 38°C. An einem Wasserloch machen wir im Schatten eines Baums Mittagsrast und essen Chakalaka Salat mit Brot.
Am Nachmittag können wir eine Elefantenherde beobachten, die am Fluss trinkt und badet. Eigentlich sind es mehrere Herden, die gleichzeitig da sind. Es ist ein stetes kommen und gehen. Wir zählen gut 40 Elefanten.
Auf der Rückfahrt zum Gate tut sich nicht mehr viel. Aber wir sind nicht unzufrieden mit dem Tag: Zwei Löwen, Sable-Antilopen, eine große Elefantenherde am Wasser. Außerdem: Impalas, Kudus, Warzenschweine, Büffel, Lechwe, Hippos, und einiges mehr. Das ist schon ein guter Anblick. Kurz nach 18 Uhr verlassen wir den Park. Es wird langsam dunkel. Auf den staubigen Fußballplätzen neben der Straße werden die letzten Tore geschossen und die ersten Nachtschwärmer sind schon unterwegs, denn am nächsten Tag (1. Mai) ist auch in Namibia ein Feiertag.