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16. Tag, 1.8.2009: Nyahururu - Umoja

Um 6:30 stehen wir auf - brrr die Nacht war eisig. Dass man am Äquator so friert, ist kaum vorstellbar. Gleich nach dem Aufstehen entdecken wir, dass die Arbeitshandschuhe und meine Badeschlapfen weg sind.

Wir verdächtigen natürlich die Einheimischen, werden aber eines besseren belehrt. Als Wolfgang nämlich um Feuerholz geht, findet er meine Flip Flops und den Kochhandschuh total zerbissen und zerfetzt in der Wiese. Das müssen die Hunde gewesen sein, die wir in der Nacht gehört haben. Wir machen Feuer und wärmen uns beim Frühstück daran, bevor wir unser taunasses Zelt zusammen packen. Um ca. 8:30 Uhr verlassen wir den CP, nachdem wir beim Auto noch Öl und Wasser nachgefüllt und einen kurzen Schwenk mit der Kamera zu den Wasserfällen gemacht haben. Wir brechen in Richtung Nyeri auf. Dort suchen wir einen Supermarkt, um neue Arbeitshandschuhe und Marmelade zu kaufen. Nyeri ist ein unsympathisches Nest; irgendwie schauen hier alle Leute finster drein. Die Wolken hängen tief und man hat den Eindruck, jeder ist ein Schwerverbrecher. Also setzen wir unsere Fahrt rasch wieder fort. Zwischen Nyahururu und Nyeri ist die Straße in furchtbarem Zustand. Sie ist zwar asphaltiert, aber es gibt einen Haufen Schlaglöcher, sodass man noch langsamer vorankommt als auf einer ordentlichen Piste.

Um 12:30 Uhr erreichen wir Nanyuki. Hier ist es ganz anders als in Nyeri. Ein sehr nettes Dörfchen. Wir kehren in „Marina Grill & Restaurant“ auf einen Burger ein. Hmm das ist lecker! Nach einer halben Stunde setzen wir die Fahrt fort. Während die Straße zwischen Kiganjo und Nanyuki perfekt war, ist es nach Nanyuki schon wieder vorbei damit. Bis Isiolo ist die Straße übersäht mit Schlaglöchern und dazwischen sind Speed Bumps. Der Mt. Kenya ist leider von schwarzen Wolken verhüllt, die auch ein paar Regentropfen fallen lassen. Der linke Scheibenwischer verabschiedet sich bei seinem ersten Einsatz - wie schon vor zwei Jahren beim Auto in Tanzania. Wir stecken ihn wieder drauf und weiter geht's. In Isiolo tanken wir (57,48 l = KES 4.650,-) und müssen bei einem Police Checkpoint unsere Daten eintragen. Ab hier ist die Straße eine Wucht – in perfektem Zustand. So was haben wir hier noch nicht gesehen! Die Chinesen bauen das letzte unasphaltierte Teilstück bis zur Grenze nach Äthiopien fertig. Dann kann man von Kairo bis Kapstadt durchgehend auf einer asphaltierten Straße fahren.

Um 16:00 Uhr kommen wir in Umoja an und fahren gleich zum Campingplatz. Dort angekommen sind wir nicht sicher, ob wir richtig sind, weil er von einem Mann verwaltet wird. Aber wir waren schon richtig. Der CP-Chef ist Angestellter des Frauendorfs. Er kündigt uns im Dorf an und bringt uns auch gleich hin. In Sichtweite zum Dorf verabschiedet er sich und wir werden von den Frauen herzlich und mit Gesang empfangen. Auch Rebecca begrüßt uns, obwohl sie gerade einen Malariaanfall hat. Man merkt ihr an, dass sie geschwächt ist, aber sie führt uns trotzdem herum und erklärt uns alles mit Hingabe. Der Bevölkerung geht es in der ganzen Region seit 2007 nicht sehr gut. Zuerst gab es die Unruhen nach der Wahl und seit einem Jahr herrscht extreme Trockenheit. Nicht nur das Vieh, auch Menschen werden krank oder sterben.

UmojaUmoja

Umoja hat zusätzlich zu kämpfen, da das Frauendorf für die Rechte der Frauen kämpft und sich auch sonst nicht alles gefallen lässt. Rebecca erzählt uns, dass das Dorf seit einiger Zeit von keinem kenianischen Driver mehr angefahren wird, weil sie sich weigert, den Fahrern das Eintrittsgeld, das die Touristen für den Besuch des Dorfes bezahlen, hintenherum wieder zurück zu geben. Es ist anscheinend üblich, dass vom Eintrittsgeld, das der Driver von den Touristen einsammelt und mit großer Geste dem Dorf übergibt, ein Großteil (angeblich 90%!) wieder an den Fahrer zurückfließt. Rebecca wollte, dass ein größerer Teil im Dorf bleibt, aber die anderen Dörfer gingen nicht darauf ein. So kommen jetzt fast nur noch Selbstfahrer und die ausländischen Safari-Trucks wie zB Rotel in das Dorf. Rebecca zeigt uns auch die Dorfschule in der uns die Kinder auch ein paar Lieder vorsingen. Auch hier werden die Schwierigkeiten deutlich, mit denen Umoja zu kämpfen hat: Die Schule wird nicht nur von den Umoja-Kindern besucht, sondern auch von Kindern der umliegenden Dörfer. Trotzdem wurden von den umliegenden Dörfern immer wieder die Lebensmittel gestohlen, die für das Mittagessen der Kinder da sind. Jetzt werden die Lebensmittel in einem kleinen Museum, das USAID vor ein paar Jahren gebaut hat, versperrt. Im Museum sind vor allem traditionelle Nutzgegenstände ausgestellt und es wird auf die Anti-Beschneidungs-Kampagne hingewiesen, die von den Umoja-Frauen betrieben wird. Wir spenden KES 1.000,00 dafür und kaufen anschließend im "Shop" noch einen Halsschmuck um KES 1.000,00. Danach werden wir mit Gesang verabschiedet und von den singenden Frauen bis zum CP am Fluss begleitet. Das war wirklich ein netter Besuch!

Am CP bläst heftiger Wind und wir haben Mühe, das Zelt aufzustellen. Danach genehmigen wir uns in der CP-Bar ein kühles Bier - hmm das zischt. In dieser Gegend ist es nämlich wieder sehr heiß. Ambrose, der CP-Boss versichert uns, dass sich der Wind in der Nacht legen wird. Um 17:30 Uhr beginnen wir dann zu kochen. Es gibt Sukuma Wiki mit Chicken und Ugali – lecker. Nach dem Abwasch sitzen wir noch etwas mit Ambrose zusammen und tratschen. Um 20:30 Uhr zieht ein britischer Militärhubschrauber unsere Aufmerksamkeit auf sich, der er ganz knapp über uns hinweg fliegt. Die Briten halten in den Bergen gerade eine Übung ab. Um 20:35 Uhr packen wir uns zusammen und kriechen ins Zelt.

272 km

17. Tag, 2.8.2009: Samburu NP

Der Wecker läutet um 6:30 Uhr. Ich bin aber schon seit einer Stunde wach. Zum einen ist es im Zelt sehr stickig, und zum anderen klappert der Koch von zwei Touristen, die in einer Banda untergebracht sind, schon lautstark mit dem Geschirr. Wir haben heute keine Eile und bleiben noch ein wenig liegen. Das Wetter ist herrlich und beim Frühstück am Ufer es Ewaso Ngiro mit Blick auf die schönen Doum-Palmen ist es schon sehr heiß. Es ist herrlich!

Umoja CampingplatzDoum Palmen

Die Angestellten des CP gießen die wenigen grünen Sträucher und waschen die Plastiksessel im Fluss. Nach dem Frühstück waschen wir das Geschirr, bauen das Zelt ab und verstauen alles im Auto. Anschließend bezahlen wir den CP und die konsumierten Getränke und machen uns auf den Weg zum Samburu NP.

Kurz nach 9:00 Uhr erreichen wir das Archer’s Gate. Die Preise sind saftig und mit jenen der Masai Mara vergleichbar: USD 60,00 pP / Tag + USD 20,00 pP / Tag fürs Campen und KES 1.000,00/ Tag fürs Auto. Die Frau am Gate benimmt sich seltsam. Sie fragt nach, wo wir übernachtet haben und als ich das Umoja Frauendorf nenne, will sie wissen, wie viel wir bezahlt haben. Rebecca hätte nämlich gerade angerufen, dass wir ihr noch KES 1.000,00 schulden würden. Ich antworte ihr, dass ich niemandem etwas schulde. Sie antwortet, dass wir das ja regeln könnten, wenn wir aus dem Park rausfahren. Jaja ... Ist das wieder eine Schikane gegen die Frauen aus Umoja? Oder wollte die Frau bloß, dass wir ihr das Geld geben, damit sie es "weiterleiten" kann?

Kaum im NP sehen wir schon die erste Elefantenherde mit zwei Kleinen dabei. Wir fahren dann gleich mal einen Circuit, aber in Richtung Norden wird es immer trockener und staubiger. Also bewegen wir uns Richtung Westen den Ewaso Ngiro entlang. Dort sehen wir die ersten Gerenuk-Gazellen, ein Art, die wir bisher noch nie gesehen haben. In einer Bilderbuchpose steht sie auf den Hinterbeinen an einem Strauch und zupft die Blätter von den Ästen. Es dauert nicht lange, da entdecken wir eine Herde Giraffen. Es sind Netzgiraffen, die besonders schön sind.

SamburuSamburuGerenuk

Das Fell ist braun und hat große Flecken, die von ganz exakten Linien begrenzt werden. Auch die Zebras hier sind anders als in der Masai Mara. Es handelt sich um Grevy Zebras, deren Fell ganz dünne, enge Streifen hat, der Bauch ist weiß ohne Streifen, und die Ohren sehen aus wie riesige Löffel. Grevy ZebrasGegen 11:30 Uhr suchen wir uns am Fluss ein schattiges Plätzchen und verspeisen unser mittlerweile obligatorisches Mittagessen (= Heinz Corned Beef mit Tomaten, Paprika und Zwiebel). Anschließend fahren wir den Fluss entlang bis zum Public Campsite. Dort gibt’s sogar eine „Baboon-Wache“. Das sind Arbeiter des Nationalparks, die sich ein kleines Zubrot verdienen wollen. Um KES 600,- (!) pro Tag passt jemand aufs Zelt auf. Wir wollen das morgen in Anspruch nehmen und verabreden uns mit einem der "Wächter". Nach einer kurzen Rast fahren wir Richtung Westen weiter. Wir wollen den 6 Mile Circuit fahren, drehen auf halbem Weg aber wieder um, da hier nur Einöde, Hitze und Staub herrscht. Wir fahren am CP vorbei nach Osten, wo uns zwei Safariautos ohne Gäste begegnen. Der Driver des zweiten Autos hält an und erklärt uns, dass auf einem Baum 50 m von uns entfernt ein Leopard schläft.  MajestätischWir fahren natürlich sofort hin und beobachten ihn eine ganze Weile. Da es Mittag ist, sind kaum Leute unterwegs. Nur ein Safariauto, das eigentlich schon am Weg zum Lunch ist, kommt vorbei und macht einen kurzen Fotostopp. Da der Leopard erst gegen Abend aktiv wird, beschließen wir gegen 17:00 Uhr wieder her zu kommen. Auf der Weiterfahrt können wir an einer Stelle zwölf Giraffen zählen und im Flussbett, dort wo der Fluss ein bisschen Wasser führt, sind viele Elefanten. Ein Seitenarm führt noch etwas mehr Wasser, dort sind Büffel und Krokodile zu sehen. Wir halten nach Löwen Ausschau, aber leider können wir keine entdecken. Es ist aber trotzdem ein sehr lohnenswerter Gamedrive (Elefanten, Giraffen, Gerenuks, Büffel, Krokodile, Zebras, Oryx, Waterbuck, Erdmännchen, Impalas, Thomson Gazellen, Leopard).

Auf Höhe der Buffalo Lodge gibt es super-schönen Sand und ich fülle für meine Sammlung einen Liter ab. Danach machen wir uns gemütlich auf den Rückweg zu „unserem“ Leoparden. Und siehe da, er ist bereits von mindestens 30 Autos umzingelt, wir können nicht mehr nahe an ihn heran. Keine fünf Minuten nach unserer Ankunft setzt er sich auf, streckt sich und springt vom Baum.

MajestätischBeeindruckendBeeindruckend

Wir haben wieder mal Glück, denn er läuft direkt in unsere Richtung. Zwei bis drei Autolängen vor uns läuft er über die Straße und links auf eine Kopjes hinauf. Dort macht er eher halbherzig Jagd auf einen Vogel und schleicht weiter. Jetzt kommt natürlich Bewegung in die Touristenmeute und alle fahren drauf los, um noch einen Blick auf den Leoparden zu erhaschen. Wolfgang fährt los und als ob er hier daheim wäre, biegen wir ganz alleine ab, um dem Leoparden den Weg abzuschneiden. Und tatsächlich kommen wir als erste in gute Position, als er über die Kopjes spaziert und sich auf einem Stein positioniert. Er (oder sie?) ist ein wunderschöner Kerl! Es dauert nicht lange, bis ihm der Rummel wieder zu viel wird und er läuft gradewegs auf uns zu und direkt vor unserem Auto über die Straße! Im Gegensatz zu den meisten Autos stehen wir in die richtige Fahrtrichtung und können ihm gleich folgen. Unter einem Strauch macht der Leopard eine Putzpause, bevor er in den Büschen verschwindet. Wir folgen ihm nicht mehr direkt, sondern stellen uns etwas abseits hin, in der Hoffnung, dass er den Weg mit den wenigsten Autos nimmt. Diesmal haben wir kein Glück und so beenden wir nach einer Stunde Leoparden-Action zufrieden unseren Gamedrive und kehren zum CP zurück. Dort suchen wir uns ein sehr nettes Platzerl und der Mann, der morgen unser Zelt bewachen wird ist auch schon da. Wir müssen das Zelt bei einem Wahnsinnswind, der fast den ganzen Tag bläst, aufstellen. Dann genehmigen wir uns ein Tusker. Während Wolfgang zu kochen beginnt (Spaghetti), halte ich unsere Erlebnisse im Tagebuch fest. Um 19:00 Uhr ist das Abendessen fertig. Danach machen wir den Abwasch und zünden ein Lagerfeuer an, auf dem wir den Kaffee für morgen zubereiten. Da die Duschen hier nicht besonders einladend sind, und bereits ein ganzer Lastwagen voll Holländer darüber hergefallen ist, machen wir ein "Schaffelbad" und gehen um 21:15 Uhr ins Bett. Kurz vor dem Schlafengehen trauen wir unseren Augen nicht, als die drei besoffenen Engländer vom Lake Baringo daher kommen und auf Betteltour um Brennholz bei dem holländischen Truck neben uns landen. Na super … Der Driver des Trucks kann sie rasch abwimmeln, aber einer der holländischen Touristen fällt darauf rein und lädt sie auf ein Bier ans Lagerfeur ein. Zum Glück sind die Holländer nicht in Trinklaune und so kehrt trotzdem relativ bald Ruhe ein.

77 km

18. Tag, 3.8.2009: Samburu NP 

Pracht-KuduUm 6:00 Uhr läutet der Wecker und beendet eine sehr stürmische Nacht. Wir stehen gleich auf, ziehen uns an, waschen uns und verfrachten alles „Wertvolle“ wieder ins Auto. Pünktlich um 6:30 Uhr trifft unser Baboon-Wächter wie vereinbart ein, nachdem beim Einräumen des Autos ein Baboon schon fast in die Heckklappe gesprungen wäre. Um 6:30 Uhr fahren wir los. Wir überqueren die in der Nähe des CP befindliche Brücke ins Buffalo Springs Reserve und fahren Richtung Süden in der Hoffnung auf Löwen. Aber wir entdecken nicht einmal ein DikDik. Wir fahren eine Runde und anschließend am südlichen Ufer des Ewaso Ngiro nach Osten. Hier sehen wir viele Giraffen, Elefanten und sogar Kudus.

Wir fahren bis zum Isiolo River, wo wir gestern vom gegenüberliegenden Ufer aus eine Wasserstelle entdeckt haben. Hier liegen Krokodile auf der Lauer, während daneben eine Elefantenherde mit kleinem Baby in den Bäumen frühstückt und von einem Jeep voller älterer Ladies porträtiert wird. Wir sehen eine Weile zu und fahren dann ein Stück den Isiolo River entlang. Bei einer Furt queren wir den Fluss, in dem ein Storch nach Essbarem fischt. Wir wollen weiter am Ufer entlang fahren, aber leider führt die Straße immer weiter weg. So drehen wir um und fahren wieder retour zur Brücke, die gleichzeitig ein Gate zw. Buffalo Springs Reserve und Samburu ist. An einer schönen Stelle am Fluss, wo eine riesige Giraffenherde den Fluss überquert, machen wir um ca. 9:30 Uhr Frühstückspause. Bei der Weiterfahrt entdecken wir auf Höhe des CP einen Waterbuck-Kadaver, der aber hinten nur etwas angebissen ist, aber sonst noch unversehrt. Seltsam, dass sich nicht mal die Geier dafür zu interessieren scheinen … Wolfgang möchte zu den Hügeln nördlich des Flusses fahren, um vielleicht doch noch Löwen auf die Spur zu kommen. Bei den Hügeln wird der Weg aber immer schlechter, bis er sich dann ganz verliert. Es sieht hier ohnehin nicht erfolgversprechend aus: Wo keine Beute, da auch kein Löwe, so unsere Meinung, und hier ist nur Steinwüste.

Nach diesem Ausflug in die Berge plagt uns schon der Hunger und wir fahren zu einer „Picnic-Site“, die im GPS verzeichnet ist. Diese Site stellt sich als ein einfacher, aber sehr schöner Platz am Fluss heraus. Wir verspeisen unser "1er-Menü" (Corned Beef mit Tomaten, Zwiebel, Paprika, Cola). Ein Samburu, der eine Kamelherde hütet, stattet uns einen kurzen Besuch ab. Da wir nur wenige Brocken Swahili sprechen und er kein Englisch, bleibt es ein sehr kurzes Gespräch. Nach dem Lunch wollen wir wieder in östliche Richtung fahren, als uns zwei Elefantendamen mit ihrem Nachwuchs den Weg versperren. Fast eine halbe Stunde lang zerpflücken sie einen Baum, bis sie weiterziehen und uns die Straße wieder frei machen. Wir beschließen, den Ewas Ngiro am nördlichen Ufer entlang abzufahren und unser Hauptaugenmerk auf die Bäume zu richten, in der Hoffnung, noch einen Leoparden zu sehen. So schlagen wir uns bis zum Elefant-Bed-Camp durch - ohne Erfolg. Am Rückweg nehmen wir uns die Bäume an der Hauptstraße vor – ebenfalls ohne Erfolg. Schon etwas entmutigt fahren wir um 15:00 Uhr noch einmal ins Buffalo Springs Reserve und klappern diese Seite des Ufers bis zum Isiolo River ab. Dort legen wir dann eine längere Pause ein und beobachten die Zebras beim Trinken.Samburu Auch ein Krokodil, einen Geier und zwei Adler können wir beobachten. Etwas später kommt ein Minibus dazu und nach Rückfrage beim Fahrer, ob sie denn „lucky“ gewesen seien, erzählt er, dass sie seit zwei Tagen keine Löwen gesehen haben. Am Rückweg zum Camp reden wir mit zwei weiteren einheimischen Fahrern und scheinbar hat heute niemand eine Katze gesehen. Wenn es trotz Funk nicht mal ihnen gelingt, dann brauchen wir uns nicht ärgern. Für einen kurzen Augenblick wird unsere Hoffnung auf eine Katze dann angeheizt, als eine Herde Giraffen aus dem Busch flüchtet. Wir sehen uns sofort in der Richtung um, aus der die Giraffen kommen, aber weder wir noch ein einheimischer Fahrer, der auch aus dieser Richtung kommt, können etwas entdecken.

So fahren wir etwas frustriert zurück zum CP. Unser Baboon-Wächter hat seine Arbeit gut gemacht und wir tratschen noch ein bisschen mit ihm. Er erzählt uns, dass es seit einem Jahr in dieser Gegend nicht geregnet hat. Wahnsinn! Der nächste Regen ist erst im November zu erwarten. Erst mit dem Regen werden die Löwen wieder in größerer Zahl zu sehen sein. Normalerweise gibt es in der Samburu ja auch Hippos, aber die sind längst weg. Um 18:30 Uhr beginnt Wolfgang zu kochen. Es gibt Reis mit Dosengemüse; das ist grausam, aber irgendwann müssen wir es essen. Ich schreibe derweil im Tagebuch und übernehme nach dem Essen den Abwasch. Danach sitzen wir noch gemütlich beim Lagerfeuer, bevor wir uns ins Zelt verkriechen.

105 km

19. Tag, 4.8.2009: Samburu NP - Nairobi 

Um 6:00 Uhr ist Tagwache. Das Packen geht mittlerweile wie von selbst und nach einer Stunde sind wir abfahrbereit. Wir wollen am Weg zum Ausgang nochmals zur Wasserstelle des Isiolo Rivers schauen. Auf Höhe von Larsen’s Tented Camp biegen wir zum Fluss ab. Und wir haben wieder mal das perfekte Timing. Gerade als wir beim Fluss ankommen, wandert eine Löwin - ein großes Exemplar - vom gegenüber liegendem Ufer ins Flussbett, bis sie wieder im Dickicht verschwindet. Echt super! Das ist der Lohn für das gestrige stundenlange Herumkurven! Um 8:30 Uhr verlassen wir den Samburu NP durch das Archer’s Gate. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir Isiolo. Dort tragen wir uns wieder in das Buch ein, tanken und fahren dann bis Nanyuki. Dort tanken wir nochmals voll. Den Rest des Weges wollen wir mit den Reservekanistern auskommen. Ich will auf der KCB noch EUR 200,00 wechseln, aber da steht eine lange Schlange. Nach einer viertel Stunde wird es mir zu blöd und ich gehe wieder. Stattdessen gehe ich zur Caltex Tankstelle, wo man an einem PESA-Automaten problemlos mit der Bankomatkarte Geld abheben kann.

Anschließend fahren wir weiter zum Ol Pejeta Game Reserve (ehem. Sweetwaters Game Reserve), das nicht weit von Nanyuki entfernt ist. Dort erfahren wir aber, dass der Eintritt mittlerweile sage und schreibe USD 55,00 pP kostet, plus KES 5.000,00 für Camping und USD 17,00 pP fürs Übernachten! Der Tag hätte uns somit rund EUR 200,00 gekostet - das kommt nicht in Frage. Da ist ja die Masai Mara geradezu ein Schnäppchen! Wir geben den Anwesenden zu verstehen, dass diese Preise absurd sind und verlassen das Game Reserve. Tja, nur was sollen wir jetzt tun? Hätten wir gewusst, dass die Preise hier so gestiegen wären, hätten wir noch den ganzen Tag im Samburu NP bleiben können. So was Blödes. Ich bin so sauer, dass ich zerspringen könnte. Nach einigem hin und her fassen wir den Entschluss, bis Nairobi zu fahren und morgen den Nairobi NP zu besuchen. Gesagt – getan. Der Weg führt uns durch Nanyuki, Karatina und Thika. Dort besichtigen wir zum Beine vertreten die Thika Falls, in die sich Johnny Weißmüller als erster Tarzan gestürzt hat und gönnen uns im Blue Post Hotel einen Kaffee mit Kuchen, ganz auf Kolonialstil, nur dass wir nach drei Tagen Samburu-Wind und Samburu-Sand deutlich schmuddeliger aussehen als alle anderen.Thika Falls

Um kurz nach 16:30 Uhr brechen wir zur Schlussetappe nach Nairobi auf. Ab Thika ist die Straße vierspurig und das Chaos nimmt stetig zu. Dank GPS finden wir aber super durch die Stadt, nur der Stau war wieder unglaublich. So kommen wir erst nach 19:00 Uhr am Nairobi Park Services CP an, der inzwischen in Acacia Camp umbenannt wurde. Wir sind von der langen Fahrt völlig erledigt, stellen unser Zelt auf und gehen ins CP-Restaurant essen (Cheesburger + Chips + Bier). Es ist köstlich – vor allem weil wir heute bis auf ein paar Kekse noch nichts gegessen haben. Nach dem feudalen Mahl gehen wir duschen, um den Staub und Dreck der letzten drei Tage abzuwaschen. Das ist eine Wohltat - die Zivilisation hat uns wieder! Anschließend fallen wir völlig k.o. ins Bett.

376 km