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Nach nur 30 Flugminuten landen wir in Mauritius. Die Einreiseformalitäten dauern hingegen wesentlich länger. Wir haben ganz klassisch ein Hotel samt Transfers übers Reisebüro gebucht. Und spätestens bei der Ankunft im Hotel wird uns bewusst, was wir eigentlich eh wissen: Das ist nicht unsere Art von Urlaub.

Keine Frage, das Hotel ist wunderschön angelegt, das Personal mehr als zuvorkommend, das Essen ist köstlich und vielfältig, der Sandstrand weiß, das Meer türkis, die Palmen grün. Eigentlich sollte man denken, was will man mehr, aber… wir sind keine Fans von Honeymoon-Kitsch, Themenbuffets und Aquagym. Dazu kommt, dass es hier an der Nordküste, oder auf der Insel generell, sehr windig ist. Mauritius liegt fast am südlichen Wendkreis und ist von den heftigen Passatwinden umweht. Liegt man unter dem Sonnenschirm wird es kalt, liegt man in der Sonne, ist die UV-Strahlung zu stark, was man an den mehrheitlich britischen Touristen in verschiedenen Rottönen gut erkennen kann.

Aber nun genug gejammert.

Blick vom Balkon auf den Strand

Einer der drei Hotel-Pools

Am Strand

Am ersten Abend schauen wir zur Einstimmung auf die Insel auf unserem Laptop „Oh Palmenbaum“ und amüsieren uns köstlich mit Lilibeth, Mitzerl & Co. Dazu gibt’s standesgemäß einen Planters Punsch als Nightkäppchen (Für alle, die den Film nicht kennen: Ein herrlich amüsanter Weihnachtsfilm nach österreichischer Art, ebenso wie der erste Teil „Single Bells“).

Die weiteren Tage gestalten wir nach unseren Vorstellungen und mieten einen Motorroller, damit wir aus der Hotelanlage rauskommen und die Insel kennen lernen. Anfangs ist es für uns wieder gewöhnungsbedürftig, mit einem Moped zu fahren. Unser erstes Ziel ist die Hauptstadt der Insel, Port Louis. An der Einfahrt staut es noch ein bisschen vom Frühverkehr, geübte Mopedfahrer flitzen zwischen den Kolonnen vorbei. Wir finden gut zum großen Markt und mit dem Motorroller auch einen zentral gelegenen Parkplatz.

Den Markt betritt man durch ein großes Eisentor, das noch aus Zeiten von Königin Victoria stammt. Wir starten mit dem Obst- und Gemüsemarkt. Im ersten Stock der Markthalle gibt es auch Souvenirs, wo die Verkäufer uns zurufen, aber wir haben kein Interesse und sind auch schnell durch. Mehr Interesse weckt der Fleisch- und Fischmarkt. Es ist zwar schon später Vormittag, aber einige Standln sind noch geöffnet. Wenn man wollte, könnte man hier sogar ein ganzes Rind kaufen.

Markteingang

Auf dem Markt

Auf dem Markt

Nach dem Marktbummel gehen wir weiter Richtung Hafen. Dort befindet sich das „Blue Penny Museum“, in dem die Blaue und Rote Mauritius ausgestellt sind. Wir sind zwar keine Briefmarkensammler, aber das interessiert uns doch. Die Originale werden jede Stunde nur ein paar Minuten in ihrer Vitrine beleuchtet. Die restliche Zeit werden Kopien ausgestellt. Während wir auf die Beleuchtung der Originalmarken warten (fotografieren strengstens verboten), besichtigen wir das restliche Museum. Vor allem die antike Landkartenausstellung finden wir sehr interessant.

Postamt

Blue Penny Museum

Nach dieser Portion Kultur bummeln wir über den mit riesigen Königspalmen gesäumten Place d’Armes zur Jummah-Moschee, durch Chinatown und retour zu unserem Moped.

Jummah-Moschee

Chinatown

Am Rückweg Richtung Norden statten wir noch den Orten Grand Bay und Péreybère mit ihren schönen Stränden einen Besuch ab. Was uns positiv auffällt ist, dass es trotz Hotelanlagen mit Privatstränden auch viele öffentliche Strände mit Imbissständen, Sanitäranlagen und Parkplätzen gibt. Es ist schön, dass hier offensichtlich nicht nur Touristen, sondern auch viele Einheimische das Meer genießen.

Wir fahren weiter zum Cap Malheureux. Dort steht das Kirchlein Notre-Dame Auxiliatrice de Cap Malheureux, das direkt am Strand gelegen und mit seinem roten Dach ein beliebtes Fotomotiv ist. Dementsprechend viele Taxis mit Touristen bleiben hier stehen. Wir machen Fotos, bummeln ein wenig umher und setzen uns dann mit zwei Bierchen auf den betonierten Steg. Das ist das Schöne, wenn wir auf eigene Faust unterwegs sind. Wir genießen die Orte, die uns gefallen, so lange wie wir wollen und schauen dem Treiben in der Umgebung zu. Seien es Touristen, Fischer oder Bootsvermieter.

Grand Bay

Grand Bay

Notre-Dame Auxiliatrice de Cap Malheureux

Cap Malheureux

Am nächsten Tag machen wir einen längeren Ausflug. Unser Ziel ist der Seven Coloured Earth Park in Chamarel. Am Weg dorthin kommen wir eher zufällig durch den Black River Gorges Nationalpark und zum gleichnamigen Lookout. Die Aussicht ist wirklich beeindruckend, auch ein paar kleinere Wasserfälle sind zu sehen. Nach dieser kurzen Verschnaufpause tuckern wir weiter nach Süden. Im Seven Coloured Earth Park geht es über eine neu asphaltierte Straße zum ersten Highlight, dem Chamarel Wasserfall, der sich in 2 Kaskaden über ca. 100 m in eine Lavahöhle stürzt. Wir fahren weiter zur siebenfarbigen Erde. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Krater, in dem die übrig gebliebenen Mineralien in sieben verschiedenen Farben schimmern. Wir scherzen, ob hier nicht lastwagenweise bunter Sand aufgetürmt wurde, aber nachdem die Queen hier schon in den 50er Jahren zu Besuch war (dank ihr gibt es überhaupt eine Straße hierher), dürfte es sich doch um ein Naturphänomen handeln. Ein paar Schritte entfernt ist ein kleines Gehege mit Riesenschildkröten, die gerade eine Portion Gras futtern.

Chamarel Wasserfall

Siebenfarbige Erden

Riesenschildkröten

Wir verlassen den Park und fahren Richtung Westküste. In steilen Kehren geht’s runter zum Meer. Je näher wir der Küste kommen, desto besser lässt sich der berühmteste Berg von Mauritius, Le Morne Brabant, sehen. Wir lassen den Berg rechts liegen und fahren an die Südküste. Am Prairie Beach machen wir einen Fotostopp, denn hier ist es sehr idyllisch. Ein richtiges Postkartenmotiv. Am Strand gibt’s einen kleinen Flughafen für Wasserflugzeuge und wir schauen ihnen beim Starten und Landen zu.

Über Riambel geht’s für uns weiter nach Souillac zum Gris Gris Beach, wo wir zum La Roche qui pleure spazieren, dem Weinenden Felsen. Leider bleibt uns das Naturschauspiel verborgen. Naja macht nix, wir fahren mit unserem Roller weiter zu den Rochester Falls. Dorthin zu gelangen ist gar nicht so einfach, aber es gibt Gott sei Dank ein paar originelle, handgemalte Blechschilder. Die letzten 300m holpern wir auf einer ausgetrockneten Schlammpiste durchs Zuckerrohrfeld. Die Fälle sind zwar nur 10 m hoch, aber sie stürzen sich über schöne Basaltsäulen. Hier könnte man auch herrlich baden, aber es ist schon nach 16 Uhr und wir wollen unbedingt noch halbwegs bei Tageslicht heimkommen.

Le Morne Brabant

Flughafen für Wasserflugzeuge

Rochester Falls

Wolfgang gibt mächtig Gas und wir düsen über die Berge zurück. Es ist schon dunkel, als wir nach 220 km ziemlich k.o. im Hotel ankommen.

Nach der langen Rückfahrt haben wir uns erst mal ein Bierchen verdient. Und eine lange heiße Dusche. Wir machen uns hübsch, denn um 20 Uhr ist der Tisch im Coral, einem der drei Hotelrestaurants, reserviert. Während wir auf den Tisch warten, trinken wir an der Bar einen Planters Punsch. Als Vorspeise wählen wir ein Whitfish Carpaccio, dann gibt’s für mich einen Yellowfin Thuna auf Wokgemüse – ein Gedicht, und für Wolfgang gegrillten Tintenfisch – auch sehr himmlisch. Als Dessert nehmen wir Schokomousse mit Himbeereis und Mangoeis mit exotischen Früchten. Wir trinken dazu Flasche Moment de Plaisier. Wie passend.

Coral Restaurant im Hotel

Whitfish Carpaccio

Yellowfin Thuna auf Wokgemüse

Für den letzten Tag unseres Mauritiusaufenthaltes haben wir einen Ganztages-Schnorchelausflug nach Flat Island gebucht. Sobald wir die durch ein Korallenriff geschütze Bucht verlassen, werden wir von den gut 2 m hohen Wellen ordentlich durchgeschüttelt. Die Wellen spritzen ins Boot, so dass wir in kürzester Zeit komplett nass sind. Kurz lässt sich ein Wal blicken und winkt mit der Flosse. Nach einer guten halben Stunde kommen wir bei Flat Island an. Der Strand ist weiß, das Wasser türkis, der Himmel ist blau mit dekorativen Eclairs (kleinen weißen Wölkchen).

Nach unserem ersten Schnorchelgang sind wir bereits begeistert. Doktorfische und sogar einen Rochen haben wir entdeckt. Also wieder rein ins Wasser zum zweiten Schorchelgang und es wird noch besser. Wir sehen eine Meeresschildkröte! Sie bewegt sich majestätisch im Wasser und wir sind fasziniert. Kurz schwimmt sie an die Wasseroberfläche und wir können im Sonnenlicht gut ihr netzartiges Muster am Kopf erkennen. Sie schnappt nach Luft und entschwindet dann aus unserem Blickfeld.

Flat Island

Rochen

Meeresschildkröte

Während wir unter Wasser waren, hat die Crew am Strand das Mittagessen zubereitet. Es gibt Roti mit Kartoffel/Bohnen-Eintopf, dazu Piment, Karottensalat, gegrilltes Hühnchen, Fisch und Würstel. Es schmeckt köstlich. Das Highlight sind die gegrillten Bananen zum Dessert, die der Koch ganz dezent mit Vanille-Rum beträufelt hat.

Nach diesem herrlichen Mittagessen machen wir einen Verdauungsspaziergang zu einer Bucht, in der man manchmal Schildkröten beobachten kann. Leider können wir keine Schildkröten entdecken. Stattdessen sehen wir Unmengen von Müll der hier angeschwemmt wird. Plastikflaschen, Schuhe, Netze, Seile, Autoreifen, Kanister, ja sogar ganze Matratzen liegen herum. Es ist eine Schande, was die Menschheit anrichtet… Unser Boot hat Müllnetze mit, mit denen wir Müll sammeln, es würde aber mehrere Container benötigen, um hier mal sauber zu machen…

Gegrillte Bananen

Prall gefüllte Müllnetze

Am Rückweg zum Hotel sind die Wellen noch höher als in der Früh und es spritzt wieder heftig. Nicht weit vom Boot ziehen noch zwei Buckelwale ihres Wegs.

Dieser Ausflug war ein schöner Abschluss unseres erlebnisreichen Urlaubs im Indischen Ozean.