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Der Siberian Highway führt teilweise direkt an der Trasse der Transsibirischen Eisenbahn entlang. Einmal sehen wir einen Zug, der mit Panzern beladen ist. Wahrscheinlich werden sie für das große Herbstmanöver verschoben.

Als wir nach Irkutsk hineinfahren, bekommen wir einen ersten Eindruck, warum diese Stadt das Paris Sibiriens genannt wird. Doch heute haben wir kaum mehr Augen für die schönen Gebäude. Wir sind müde von der langen Fahrt und halten beim Sweet Home Hostel im Stadtzentrum. Wir können dort ausnahmsweise im Hof übernachten und die Dusche/WC des Hostels nutzen.

Zum Abendessen gehen wir in ein kleines Lokal, in dem es die berühmten Posi gibt, mit Faschiertem gefüllte Teigtaschen. Als Vorspeise bestellen wir Bortsch und als Hauptgang jeweils einen Teller Posi. Der Borschtsch ist sehr köstlich, die Posi sind nichts für feine Gaumen, da das Faschierte ziemlich grob und mit Sehnen durchmischt ist. Zurück beim Auto brauchen wir dringend einen Schnaps.

Borschtsch Posi

Unsere wichtigste Mission in Irkutsk ist der Besuch der Webasto-Werkstatt. Vor ein paar Tagen hat unsere Standheizung wieder den Fehler F15 anzeigt. Das gleiche Problem hatten wir zu Hause schon einmal, damals wurde das Steuerungsgerät ausgetauscht. Gott sei Dank gibt es in Sibirien großen Bedarf an Standheizungen und somit auch eine Webasto-Vertretung.

Webasto Werkstatt in Irkutsk

Der Chef der Werkstatt kennt sich trotz Verständigungsschwierigkeiten sofort aus, was unser Problem ist. Ein Mechaniker nimmt sich der Sache an, schließt einen Computer an die Heizung an und checkt alles durch. Die Fehlerursache ist ein Wackelkontakt bei einem Kabelschuh, der locker geworden ist. Das ist dann rasch repariert und nach ca. 1,5 Stunden verlassen wir die Werkstatt. Jetzt kann der Winter kommen!

Für die zweite Nacht suchen wir uns eine neue Bleibe. Wir entscheiden uns für das Irkutsk Hostel, das eigentlich wenig mit einem richtigen Hostel gemein hat. Das Zimmer ist riesig, mit Küche, Bad, Couch, Esstisch und Bett, wenn auch schon sehr abgewohnt. Der einzige Pluspunkt ist die Waschmaschine, die im Bad steht. Diese werfen wir sofort an und machen uns dann auf den Weg zu einer kleinen Stadtbesichtigung.

Von unserem Hostel ist es nicht weit zum Angara Fluss. Dort steht das sogenannten Moskau Tor, das die Richtung nach Moskau anzeigt. Von dort gehen wir zu zwei beeindruckenden Kirchen, der Erlöserkirche mit einem einzigartigen Wandfresko und der Gotteserscheinungskathedrale, die mit ihrer Bemalung in rot, grün und weiß sehr bunt und freundlich wirkt. Ihre goldenen Kuppeln glänzen in der Sonne.

Moskauer Tor Gotteserscheinungskathedrale In der Gotteserscheinungskathedrale Erlöserkirche

Über den Kirov Platz, mit dem „Grauen Haus“ und dem Angara Hotel im Sovjetbaustil, folgen wir der grünen Linie auf der Straße, mit der der Stadtrundgang gekennzeichnet ist. Als nächstes kommen wir zum Zarendenkmal für Alexander III., unter dem die Planung und der Bau der Transsibirischen Eisenbahn begonnen wurden. Wir folgen der Karl Marx Straße bis zur Kreuzung mit der Lenin Straße, wo wieder mal eine große Statue von Lenin steht. Da es bereits weit nach Mittag ist, kaufen wir uns im nahen Subway ein Italian BMT footlong.

Alexander III

Gleich daneben beginnt das Stadtviertel Kvartal 130. Am Eingang steht eine große Statue des Wappentiers von Irkutsk, dem Bibertiger. „Babr“ ist altsibirisch für „Tiger“. Einst von Zarin Katharina der Großen im 18. Jahrhundert offiziell als Wappen abgesegnet, kam allein seine Beschreibung hundert Jahre später zu Dokumentationszwecken in das Sankt Petersburger Heroldsamt. Die zuständigen Beamten hielten „Babr“ für einen „Bobr“ – russisch für „Biber“ – und korrigierten den vermeintlichen Rechtschreibfehler. Der neuen Anweisung und der alten Vorlage hörig entwarfen die Wappenkünstler das entsprechende Stadtemblem. So entstand der mystische Tigerbiber – ein schwarzer Räuber mit Flossen an den Füßen und einem buschigen Schwanz.

Der Irkutsker Bibertiger

Das Kvartal 130 gefällt uns nicht besonders. Die Holzhäuser – meist neu errichtet – sind etwas kitschig und erinnern uns an ein amerikanisches Vergnügungsviertel. Was uns gefällt, ist der Souvenirladen, der Ansichtskarten verkauft. Es ist heute schon wirklich schwierig, Ansichtskarten zu bekommen. Bei der Ulitsa Uritskogo biegen wir in eine kleine Fußgängerzone, die zum Markt führt. Dort wird wunderbares Obst und Gemüse angeboten, Fleisch und Fisch. Ein paar Stände haben bereits warme Wollsachen und Fellstiefel (Unty) im Angebot. Aber bei 29°C um 17 Uhr wollen wir keine Winterkleidung sehen, auch wenn der sibirische Winter bevorsteht.

Zurück im Hostel ist die Wäsche fertig und wir spannen die Wäscheleine quer durchs Zimmer. Gut, dass es so groß ist. Nachdem wir die zweite Wäsche gestartet haben, gehen wir in einen nahen Supermarkt und kaufen uns ein Abendessen. Wir sind ganz happy, als wir unter den zig verschiedenen Bieren ein Gösser entdecken, das wir natürlich sofort kaufen.

Als wir in unser Zimmer zurückkommen – es ist inzwischen stockdunkel geworden – machen wir Licht, und … iiiiiihhhh!! Es laufen Kakerlaken am Boden herum. Wie ekelig! Aber auch kein Wunder. Die Küche ist alles andere als sauber und die beiden Kühlschränke entwickeln auch schon ein Eigenleben. Nachdem wir so viele Kakerlaken wie möglich erschlagen haben, starten wir die letzte Waschmaschine. Es ist bereits nach Mitternacht, als wir ins Bett gehen. Irgendwie kribbelt es überall …. Am nächsten Morgen packen wir rasch unsere Wäsche und alles andere zusammen und verlassen fluchtartig das Kakerlakenloch. Wir fahren nochmals zum Lenta-Supermarkt, um für die nächsten Tage einzukaufen. Dann machen wir uns auf den Weg zum Baikal See.