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Für unsere Afrika-Reise 2024 verschiffen wir unseren Defender nach Kenia. Es ist das erste Mal, dass wir ein Auto verschiffen. Wo also anfangen?

Wir kontaktieren Freunde, die bereits verschifft haben, durchkämen das Internet und finden ein paar Empfehlungen und sehr unterschiedliche Erfahrungsberichte. Viele Aspekte sind abzuwägen, Entscheidungen zu treffen.

Die erste Entscheidung fällt uns leicht: Wir werden im Container verschiffen, nicht RoRo. Einerseits gibt es bei RoRo viele Berichte über Diebstähle und Beschädigungen, und wir können unsere Ausrüstung im Defender nicht versperren. Andererseits passt unser Defender mitsamt Hubdach und Dachträger ganz knapp in den Container (entscheidend ist die Höhe der Containertür, die beim 20-Fuß-Container 228cm beträgt).

Deutlich schwieriger ist es, sich einen Überblick über den Markt zu verschaffen. Wir kontaktieren mehrere Speditionen in Österreich, Deutschland, Italien und UK und erhalten einen bescheidenen Rücklauf. Die Speditionen dürften derzeit sehr viel zu tun haben und nur wenige Speditionen nehmen überhaupt Aufträge von Privatpersonen an. Die Angebote, die wir erhalten, gehen alle über die Nordsee, obwohl das Mittelmeer viel näher wäre.

Letzten Endes entscheiden wir uns für IVSS (International Vehicle Shipping Service ), die einen guten Preis für die Verschiffung anbieten, jederzeit gut erreichbar sind und unsere zahlreichen Fragen (die wir als Neulinge haben), geduldig beantworten. IVSS hat auch eine Kontaktperson in Mombasa, die uns bei der Abwicklung der Formalitäten in Kenia unterstützen wird. Kurzfristig stand die Möglichkeit im Raum, einen 40-Fuß-Container mit einem zweiten Fahrzeug zu teilen, was kostenmäßig günstig wäre. Daraus wurde aber nichts, weil die Interessenten ihre Fahrzeughöhe unterschätzt hatten und ihr Fahrzeug nicht in den Container gepasst hätte.

Im September buchen wir die Verschiffung in einem 20-Fuß-Container, planmäßige Abfahrt am 5. November in Rotterdam, planmäßige Ankunft in Mombasa am 5. Dezember, mit der MSC Claude Girardet der Reederei Maersk.

Dann gilt es eine Menge Papierkram zu erledigen. Wir ackern uns durch Allgemeine Geschäftsbedingungen, die Versicherungspolizze und einiges mehr. Wir schließen sowohl für das Fahrzeug als auch für das Inventar eine Versicherung ab. Einerseits wollen wir uns gegen den Verlust unserer Ladung absichern (bei Freunden von uns begann das Schiff zu brennen und ist gesunken – Totalverlust eines gerade umgebauten Unimog *heul*). Andererseits deckt die Versicherung auch Kosten ab, die bei einer Havarie-Grosse entstehen können (general average clause). Für die Versicherung erstellen wir ein detailliertes Inventar unserer Ausrüstung.

Ende Oktober fahren wir mit dem Defender nach Rotterdam, wo wir ihn bei einer Spedition in den Container fahren. Er wird sicher verzurrt und an den Seiten zusätzlich durch Luftpolster gesichert. Der Tank muss im roten Bereich sein, Batterien abgehängt, kein Gefahrengut an Board (wozu LiFePo-Batterien, aber auch leere Benzinkanister oder Medikamente zählen).

Verladen und verzurrt

Dann beginnt das bange Warten. Wir fahren mit sehr gemischten Gefühlen nach Österreich zurück.

Was dann folgt, ist eine ganze Reihe von Verzögerungen, die damit beginnen, dass unser Container nicht auf das geplante Schiff kommt, sondern erst zwei Wochen später auf die MSC Diana verladen wird.

Wir haben unsere Abreise nach Kenia so geplant, dass wir eine Woche vor der Ankunft des Containers in Mombasa ankommen, damit wir das Carnet de Passage, das für die Einfuhr auf dem Seeweg zwingend notwendig ist, rechtzeitig persönlich abgeben können. Da Flüge und Hotel (leider) bereits gebucht sind, verschieben wir unsere Abreise nicht, sondern überlegen uns ein Ersatzprogramm für die zwei Wochen, die der Defender später ankommen soll.

Leider bleibt es nicht bei den zwei Wochen. Wir geraten quasi mitten in die Weltpolitik, denn gerade einen Tag bevor unser Schiff ins Mittelmeer einfahren soll (und über den Suezkanal weiter nach Salalah, Oman), schießen im Roten Meer die Huthi-Rebellen das erste Mal auf ein Frachtschiff. Also ändert Maersk den Kurs. Unser Schiff fährt den langen Weg um ganz Afrika herum und steuert den Hafen in Colombo, Sri Lanka an. Von dort wird der Container zurück nach Salalah geschippert, und dann auf einem weiteren Schiff nach Mombasa.

Insgesamt dauert es drei ganze Monate, bis der Defender in Mombasa ankommt, zwei ganze Monate länger als geplant. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verspätungen erst nach und nach bekannt werden, sodass uns keine vernünftige Planung möglich ist. Das schlägt uns manchmal auch aufs Gemüt und die Mitarbeiter von IVSS müssen so manches böses E-Mail lesen, in dem wir unserem Ärger Luft machen. Aber was hilft es? Das ist höhere Gewalt und wir sind letztlich froh, dass unser Schiff nicht angegriffen wurde. Und wir sind ja auch nicht die einzigen, die von den massiven Verzögerungen betroffen sind.

Am 28. Jänner kommt das Schiff vor der Küste Mombasas an. Der Hafen ist aber voll und so heißt es weiter warten. Vom Strand aus können wir das Schiff im Meeresdunst ausmachen.

"Unser" Schiff vor der Küste von Mombasa

Drei Tage später, am 31. Jänner kann das Schiff endlich anlegen und noch in der selben Nacht wird unser Container entladen. Jetzt geht es auf einmal ganz schnell. Bereits am nächsten Morgen vereinbaren wir einen Termin für das „Stripping“, das Öffnen und Entladen des Containers. Da wollen wir unbedingt dabei sein, und schließlich haben nur wir einen Schlüssel zum Auto.

Am Nachmittag fahren wir zum Büro von Perseus Forwarder Kenya, wo wir Moses treffen. Ihm haben wir bereits Anfang Dezember das Carnet de Passage übergeben. Jetzt wird es endlich gebraucht. Moses kümmert sich nicht nur um die Einfuhr des Fahrzeugs, er hat uns auch eine Autoversicherung besorgt, die uns eine COMESA, die gelbe Versicherungskarte für Ostafrika, ausstellt (Cannon General Insurance Ltd). Wir bezahlen Moses per Online-Banking gleich vom Büro aus und schicken ihm die Buchungsbestätigung der Bank. Dann fahren wir zum Hafen.

Auf einem Lagerplatz warten wir, bis ein Lastwagen mit unserem Container vorfährt. Ein Container-Stapler hebt ihn vom Lastwagen. Dann wird es spannend – Die Plombe wird durchgezwickt und die Tür geöffnet. Da steht unser Defender, fest verzurrt, so wie wir ihn in Rotterdam verlassen haben.

Beim Öffnen des Containers

Wir haben ihn wieder!

Nachdem die Zurrgurte gelöst sind, klemme ich die Batterien an. Dann starte ich den Motor. Er springt an, als wäre nichts gewesen. Ganz langsam fahre ich den Wagen aus dem Container hinaus. Es ist noch einmal Milimeterarbeit. Als der Wagen draußen steht, sind wir überglücklich. Jetzt kann unsere Reise endlich losgehen!

Ich fahre den Defender aus dem Container

Geschafft! Unser Defender hat afrikanischen Boden unter den Rädern